Nach zwei relaxten Tagen auf der Lodge Fest Inn Fels geht unsere Namibia Rundreise weiter über Aus nach Lüderitz, dem Hafenstädtchen an die Atlantikküste. 280 km stehen auf dem Programm, Zeit genug um Aus den Verkehrsknotenpunkt am Rande der Route zu besuchen.
Die 25 km sandiger Farm-Pad bis zur D707 wollte ich rasch hinter mich lassen. Lada war zwar der Meinung ich sei zu schnell unterwegs und wollte meinen Einwand, dass Rolf der Farmer am Vorabend deutlich schneller gefahren sei nicht so recht akzeptieren. Das Unheil nahm seinen Lauf, ein Schlag und schon war ein Reifen geschrotet. Im Sand hatte sich ein hinterhältiger Stein versteckt und unserem Reifen den Rest gegeben. Eine mittlere Ehekrise stand ungeplant auf dem Programm, Details lasse ich besser weg….
45 Min Arbeit waren meine Bestrafung, immer begleitet von freundlichen Kommentaren. Klar, danach durfte ich nicht mehr ans Steuer und meine bessere Hälfte übernahm das Kommando.
Auf eintöniger Strecke ging es dann weiter nach Aus wo wir einen Stopp eingeplant hatten.
Inhaltsverzeichnis
Soldatenfriedhof Aus
Kurz vor Aus lohnt sich ein kleiner Abstecher zu dem dortigen Soldatenfriedhof. Dort sind über 60 Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg begraben, von denen viele jedoch nicht durch den Feind, sondern durch den Ausbruch der Spanischen Grippe starben. Es ist beeindruckend, dass Soldaten beider Seiten – deutsche und südafrikanische – Seite an Seite dort begraben liegen. Ich denke hinsichtlich der momentanen Pandemie ist dies ein Ort, welcher zum Denken anregt.
Vor über 100 Jahren, wurde im damaligen Südwestafrika das erste Opfer der Spanischen Grippe gemeldet. Die verheerende Epidemie, die sich wie ein Lauffeuer über die ganze Welt ausgebreitet hatte, hatte nach kurzer Zeit auch das heutige Namibia erreicht.
Aus
Pünktlich zur Mittagszeit kamen wir im kleinen Ort Aus an, ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in der Region. Uns lockte die Terrasse des Bahnhof-Hotels, wo man wunderschön im Freien mit Blick auf den Bahnhof sitzen kann. Die Kuchenauswahl ist sehr gut, es wird täglich frisch gebacken, da konnten wir nicht widerstehen. Auch die sonstigen Speisen machten einen guten Eindruck. Salate und riesige Burger konnten wir auf den Nachbartischen bestaunen. Das Hotel hat ein tolles Ambiente und der Service war aufmerksam und der Andrang entsprechen groß.
Wildpferde von Aus
Gestärkt ging es dann weiter bis ca. 22 km hinter Aus, dort zweigt eine Straße zu einem Aussichtspunkt mit Blick auf ein Wasserloch ab wo Wildpferde leben. Die Wildpferde von Namibia sind verwilderte Hauspferde, die am Rande der Namib leben. In der Mittagszeit war jedoch kein Pferd an der Tränke zu sichten, es ist wahrscheinlich besser am frühen Morgen oder am späten Abend den Unterstand zu besuchen. Wir planen deshalb bei der Rückfahrt von Lüderitz nochmals unser Glück zu versuchen.
Zu dem Pech mit den Pferden kam dann die nächste böse Überraschung. Ein zweiter Reifen hatte uns die Begegnung mit dem Stein am Morgen übel genommen. Es war zwar kein Plattfuß, aber eine handtellergroße Beule an der Seite der Karkasse. Nach einiger Beratung und einer erneuten mittleren Ehekrise entschieden wir uns, vorsichtig mit reduzierter Geschwindigkeit, weiter bis Lüderitz zu fahren und dort eine Werkstatt aufzusuchen. Wir hatten zwar zwei Ersatzreifen an Board (oder besser nur noch einen) wollten aber nicht unter dem Wagen herumkriechen, um den dort verstauten zweiten Reifen zu montieren.
Zurück auf der B4 Richtung Lüderitz hatten wir dann doch noch etwas Glück und eine kleine Gruppe der Wildpferde kreuzte direkt vor uns die Fahrbahn.
Durch die Namib nach Lüderitz
Parallel zu der neu gebauten Bahnstrecke geht es nun nach Lüderitz. Sandfahnen treiben über die Straße, Steine und Geröll säumen die Route, eine Einöde in Schwarz und Grau, als wären hier die Abraumhalden der Schöpfung aufgeschichtet worden. Die Straße und auch die Bahnstrecke sind immer wieder vom Sand bedeckt, wie unter solchen Bedingungen der Bahnverkehr funktioniert ist mir ein Rätsel.
Nach langer Fahrt durch die Wüste taucht die Stadt im Dunst des Atlantiks auf. Die Stadt selber, mit ihrem unverkennbar deutschen Charakter, wirkt wie „aus der Zeit gefallen“. Fachwerkhäuser und Jugendstilbauten, wilhelminische Architektur bunt gemischt, dazwischen sandige, menschenleere Straßen. Eine Geisterstadt oder vielleicht eine Filmkulisse? Wie sich später herausstellte, ist die Stadt ab Samstagmittag kaum besucht. Es ist Wochenende und alle haben sich in ihre Wohnungen, oft am Rande der Stadt zurückgezogen.
Cormorant House
Als Unterkunft hatten wir uns für das Cormorant House entschieden, es liegt mit Blick auf die Lüderitz Bucht, auf der nördlichen Landzunge. Der Empfang war herzlich und auch der Security Eddy am Eingang war sehr freundlich und hilfsbereit.
Reifenwechsel -Super Service
Ja, Hilfsbereitschaft die brauchten wir, eine Werkstatt um die Reifen am Wochenende zu reparieren und dies um 16:00 Uhr. Eddy war eine Perle, kurz nach unserer Ankunft hatte er es geschafft und zwei Mitarbeiter einer Werkstatt aufgetrieben. Die erste Analyse war jedoch ernüchternd. Beide Reifen sind Schrott und können nicht mehr repariert werden. Da half nichts, ich musste mit in die Werkstatt. Nachdem ich mit dem Autovermieter Kontakt aufgenommen hatte, war der Tag gerettet und der Ehefrieden wieder hergestellt. Unsere Versicherung deckte bis zu zwei neue Reifen ab und die Reifenwerkstatt und der Autovermieter regelten alles untereinander. Glück gehabt!
Die ganze Angelegenheit war innerhalb einer Stunde erledigt. Einen solchen Service würde ich mir zu Hause auch wünschen. Das Trinkgeld fiel entsprechend üppig aus.
Zurück im Zimmer wären wir am liebsten den ganzen Tag auf dem Balkon sitzen geblieben und hätten den Vögeln und Delfinen zugesehen. Das Zimmer war sehr großzügig, schön ein gerichtet und tipptopp gepflegt. Die Küche war gut ausgestattet, es fehlte an nichts. Einziger Wermutstropfen in dieser perfekten Unterkunft ist, dass es kein Frühstück gab. Man kann aber nach einem kleinen Spaziergang in die nahe gelegenen Stadt dort gut frühstücken, dazu später mehr.
Weiter geht es mit Ausflügen in der Umgebung von Lüderitz
Um nichts zu verpassen, abonniere am besten meinen Newsletter. Wird auf meiner Seite ein neuer Bericht veröffentlicht, erhältst Du am nächsten Tag eine nette Mail mit dem neuen Bericht von mir.
Alle Berichte der Rundreise sind auch unter dem Schlagwort Namibia 2019 verfügbar.
Übersicht aller Beiträge der Namibia Rundreise
- Namibia Rundreise zwischen Etosha, Fish River und KTP
- Anreise mit Bus, Bahn und Flieger nach Windhoek
- Düsternbrook Guest Farm, Übernachtung außerhalb Windhoek
- Okonjima Lodge, Fotojagd auf Leoparden und Geparden
- Waterberg (Afrikaans: Wasserberg)-Tafelberg der Kalahari
- Waterberg bis Mushara Bush Camp, Tor zum Etosha Park
- Pirschfahrt rund um Namutoni – Östlicher Teil des Etosha Parks
- Pirschfahrt vom Von Lindequist Gate bis Anderson Gate
- Pirschfahrt von der Vreugde Guest Farm in den Etosha Park
- Westteil des Etosha Parks -vom Anderson Gate bis Dolomite
- Abschied vom Etosha Park, auf nach Vingerklip
- Fingerklippe / Vingerklip und Plateau-Berge im Ugab-Tal
- Vom Ugab-Tal ins Erongogebirge zur Ai-Aiba Lodge
- Namib’s Valley of a Thousand Hills im Hochland der Namib
- Fest Inn Fels in den Tirasbergen, ein Paradies im Nirgendwo
- Aus -Verkehrsknotenpunkt auf dem Weg nach Lüderitz
- Lüderitz, Kolmannskuppe und Diaz Point
- Alte Kalköfen Lodge, ein Juwel im Nirgendwo
- Fish River Canyon, Naute-Damm und Ai-Ais
- Köcherbaumwald und Fossilien auf der Mesosaurus Fossil Site
- Löwen-Tracking auf der Kalahari Game Lodge
- Kgalagadi Transfrontier Park -Allgemeines und Buchung
- KTP zwischen Mata-Mata und Nossob Rest Camp
- Wilderness Camp Gharagab im Kgalagadi Transfrontier Park
- Pirschfahrten im Gebiet des Nossob Rest Camp
- Kgalagadi zwischen Nossob und Kalahari Tented Camp
- Lapa Lange Lodge, Abschied vom Kgalagadi Transfrontier Park
- Abschied von Namibia, das Afrika Fieber hat uns gepackt