Der Fish River Canyon und sein Umland mit Naute-Damm und Ai-Ais sind die südlichsten Ziele unserer Reise in Namibia. Um alles in Ruhe zu erkunden hatten wir uns für zwei Tage in der Canyon Lodge eingebucht. Im Süden waren die Temperaturen bereits Ende Mai empfindlich kühl. 9 Grad bei starker Bewölkung am Morgen, da will man so schnell nicht aus dem warmen Bett schlüpfen! Nachdem wir unsere wärmsten Sachen heraus gekramt hatten und vorsichtig die Nase vor die Tür gestreckt hatten, wurden wir von einem spektakulären Sonnenaufgang begrüßt. Gestärkt von dem 5 Sterne Frühstück der Kalköfen Lodge erwachten nach reichlich Kaffee unsere Lebensgeister und der Tatendrang.
192 km lagen vor uns, Petrus war uns aber nicht gut gesonnen und die Sonne versteckte sich hinter den Wolken, 16 Grad mehr war nicht drin und die Klimaanlage unseres Hilux musste als Heizung herhalten. Ursprünglich wollten wir in Seeheim auf die F605 abbiegen, wovon man uns auf der Lodge aber abgeraten hatte, da die Strecke in einem sehr schlechten Zustand sei.
Inhaltsverzeichnis
Naute Damm
Die Strecke am Naute-Damm entlang war uns aber eine gute Alternative. Der Naute-Damm ist die drittgrößte Talsperre des Landes, welche den Löwenfluss aufstaut. Laut Reiseführer ein vogelreiches beliebtes Naherholungsgebiet in der Region. Die Landschaft war zwar ansprechend, dafür aber reichlich Müll an den Picknick-Stellen. Wir waren frustriert! Die Besucherterrasse war wie ausgestorben und das Federvieh zumindest in dieser Jahreszeit nicht zu sehen.
In der Nähe des Stausee befinden sich große landwirtschaftlich genutzte Flächen, welche das Wasser des Stausees nutzen. Eine große Dattelpalmen-Plantage und Rebstöcke säumen den Weg.
Naute-Kristall Destille
Direkt an der Piste gelegen lockte uns die Schnaps-Brennerei Naute Kristall an. Feinste Edelbrände aus Dattel, Granatapfel und Kaktusfeige werden dort hergestellt und können in den Verkaufsräumen verköstigt werden. Ein Mädel aus Stuttgart versorgte uns mit reichlich Hintergrundinformationen. Sie war für drei Monate dort um ihr Praktikum im Weinbau zu absolvieren. 365 Tage Sonne und das extrem trockene und milde Klima Namibias sind der Garant für die Qualität der Früchte und der Edelbrände. Selber trinke ich fast nie einen Schnaps. Bei dem Dattelschnaps konnte ich jedoch nicht widerstehen, er war einfach köstlich. Zusammen mit einem Grappa, dort unter dem Namen Nappa geführt, wanderten die Flaschen als Mitbringsel ins Gepäck.
Canyon Roadhouse auf dem Weg zum Fish River Canyon
Das wahrscheinlich schrägste & lustigste Roadhouse im südlichen Afrika lockte uns als Nächstes an. Das Canyon Roadhouse war wohl vor langer Zeit eine Tankstelle, der Sprit ist heute sicherlich nicht mehr das Wichtigste. In der Raststätte dreht sich alles um das Auto oder besser um alte Rostlauben. Überall verstreut finden sich alte Fahrzeuge und Teile, die in die Anlagengestaltung integriert sind. Echte Hingucker und immer wieder was zum Schmunzeln.
Die Bar ist einfach herrlich schön, bunt und schräg, voller inspirierender und lustiger Schilder. Einfach herrlich! Selbst die Toilette ist ein Hingucker, aber Achtung wer die Pandora Box öffnet brauch sich nicht zu wundern, wen in der Bar danach alle hämisch Lachen. Eine Klingel macht alle darauf aufmerksam, dass jemand die Finger nicht von der „Box“ lassen konnte. Auch bei den Damen ist eine äquivalente Falle aufgestellt!
Das Roadhouse ist auch für Durchreisende ein Muss für einen Zwischenstopp.
Canyon Lodge am Rande des Fish River Canyon
Schon der erste Anblick des blühenden Gartens, aus dem das uralte und in den Farben der Landschaft wundervoll restaurierte Farmgebäude herauszuwachsen scheint, verursacht Herzklopfen. Eingepasst in die gewaltige Kulisse rostbrauner Granitfelsen ruhen die 30 Bungalows und vor jedem einzelnen liegt die grenzenlose Weite des Gondwana Canyon Parks. Wir hatten Dank der Empfehlung unserer Freundin Hanne den Bungalow 25 gebucht, die Lage war der Hammer. Einsam in exponierter Lage mit einer Terrasse wo man einfach nur Relaxen will, dazu der Blick in die Steppe. Die Lodge lies keine Wünsche offen.
Beim Spaziergang durch die Anlage gibt es immer wieder was zu entdecken, unter anderem auch den abseits gelegenen herzförmigen Pool welcher auf halber Höhe aus den Felsen wächst. Bei der winterlichen Temperatur von Luft und Wasser konnten wir uns nur überwinden, die dicke Zeh hineinzustrecken. Außer uns ließ sich nur noch ein Rothase am Pool blicken. Fotografieren lassen wollte sich der scheue Geselle aber nicht.
Klippschliefer, welche die Felsenlandschaft lieben, waren dagegen viel zutraulicher und an allen Ecken, besonders hoch oben auf den Felsen, in Unmengen anzutreffen. Auch die am Naute-Damm vermisste Vogelwelt fühlte sich in der Anlage wohl. Dass es auch größer geht, durften wir nach dem Dinner erfahren, nur wenige Meter von uns entfernt beäugte uns eine neugierige Oryx Antilope im Dunkel der Nacht. Wir waren zumindest mehr erschrocken wie das prachtvolle Tier, es hatte wohl Erfahrung mit den Gästen.
Rund um ein loderndes Feuer im offenen Kamin durften wir uns zum Dinner an dem reichhaltigen Buffet bedienen. Auch das Frühstücksbuffet ließ keine Wünsche offen. Wir würden die Lodge jederzeit wieder buchen.
Fish River Canyon
Gemütlich starteten wir um 9:00 Uhr, um den Canyon zu besuchen. Eile war nicht vonnöten da das Licht den Canyongrund erst etwa zwei Stunden nach Sonnenaufgang erreicht. Die Lodge liegt nur etwa 30 Minuten (10 km) vom Hoab Gate entfernt, wo wir unser Permit erstanden. Vom Gate aus ging es zuerst zur zentralen Aussichtsplattform, wo reichlich Informationstafeln zur Geologie des Canyon zu finden sind. Der Fish River, diese namibische Natursensation, lässt einem den Atem stocken, wenn er es nach rund 650 km endlich geschafft hat, den zweitgrößten Canyon der Erde aus den Bergen zu spülen. 27 Kilometer breit, 550 Meter tief. Erfreulich war, dass nur wenige Besucher die Plattform frequentierten. Leider war zu dem Zeitpunkt die Sonne noch die meiste Zeit hinter Wolken versteckt. Vorteilhaft war aber, dass immer wieder Lücken im Wolkenfeld die Sonne als Lichtspot den Canyon partiell beleuchtete. Nach einigen Fotos ging es deshalb weiter zum nördlichsten Punkt, wo der Einstieg für Wanderungen hinunter zum Fischfluss liegt.
Die Sonne hatte dort Erbarmen mit uns und die dicken Jacken konnten langsam geöffnet werden. Das Licht ließ auch den Canyon erstrahlen und eindrucksvoll lag diese gigantische Felsformation zu unseren Füßen. Wir konnten uns kaum satt sehen und wären wahrscheinlich noch länger geblieben, wenn nicht ein Bus seine Ladung Besucher herangekarrt hätte. Für uns ein Grund dem Ansturm zu weichen und in vielen kleinen Etappen langsam am Cayonrand Richtung Süden zu fahren. Einzelne kleine Wanderungen zwischen großen Kakteenfeldern und Felsen bis zum steil abfallenden Abgrund eröffneten immer wieder andere Blickwinkel. Die Felsen erstrahlten in den unterschiedlichsten Farbnuancen und der nun blaue Himmel mit seinen Wolkenbildern waren ein irrer Kontrast. Angenehm war, dass sich nur wenige Besucher in den südlichen Teil verloren.
Satt von all den Eindrücken ging es dann zurück, um den Nachmittag zur Besichtigung von Ai-Ais zu nutzen.
Tipp: Man sollte den Canyon am besten Vormittags besuchen, der Nachmittag ist ungeeignet da dann die Sonne den Canyon nicht mehr ausleuchtet
Ai-Ais
Die Strecke vom Canyon führte über eine gut ausgebaute Pad mit minimalem Verkehr bis zur Ai-Ais Rezeption, wo wir unser Permit kauften. Vom Timing lagen wir richtig und steuerten zuerst den schön gelegenen Picknickplatz am Rande des Campground an. Sattes Grün am Flussufer im Kontrast zu den schroffen Felsen, eine erfrischende Abwechslung. Einige wenige Besucher aus Südafrika sowie eine Gruppe Baboons waren die einzigen Besucher, ein idyllischer Platz.
Gestärkt machten wir uns dann auf zu einer kleinen Wanderung flussaufwärts. Der Fluss war zu einem Rinnsal geschrumpft und ausgetrocknete Sandschollen zerbrachen unter unseren Füßen. Für die Vegetation war aber genügend Wasser vorhanden, um die grüne Oase zu speisen. Durch einen Staudamm etwas oberhalb, wird heute versucht das kostbare Nass zu speichern. Die Trockenheit der letzten Jahre hatte aber dazu geführt, dass der Stausee so gut wie kein Wasser führte.
Das Highlight von Ai-Ais sind die Warmquellen, Ai-Ais bedeutet in der Sprache der Nama „der Platz, der sehr heiß ist“. Das Wasser der Quellen ist 65 ºC heiß und soll gut gegen Rheuma helfen. Den Finger sollte man aber besser nicht hineinstecken. Dem Pool und dem Restaurant der Lodge statteten wir zwar einen Besuch ab, das Ambiente war aber wenig einladend, da ist reichlich Luft nach oben und wir waren froh, dass wir uns nicht für diese Lodge entschieden hatten.
Zurück in der Canyon Lodge, genossen wir später diese um so mehr.
Weiter geht es nun über Keetmanshoop zum Köcherbaumwald des Mesosaurus Fossil Camp.
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Alle Berichte der Rundreise sind auch unter dem Schlagwort Namibia 2019 verfügbar.
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