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Serifos -Blick auf den Hafen

Törn zwischen dem Saronischen Golf und den Kykladen

Einen  Kykladen-Törn hatte ich geplant, ein Törn zwischen dem Saronischen Golf und den Kykladen wurde es, warum? Corona, Wetter,  Wind und weitere unvorhergesehenes Ereignisse machten uns das Leben schwer.  Zuerst Corona, dann der Medicane und zuletzt wechselnde Winde führten dazu, dass wir unseren Törn immer wieder umgestalten mussten. Was wir alles erlebten, davon handeln die einzelnen Logbucheinträge welche du unter dem Stichwort Törn 2020 findest.
In diesem einleitenden Bericht findest du grundlegenden Informationdie und eine erste Übersicht.


Törn-Planung und Realität in Corona-Zeiten

Bei meiner Törn-Planung für September 2020 hatte ich eine große Runde, in zwei Wochen, durch die Kykladen geplant und dementsprechend Lavrion als Stützpunkt ausgewählt.
In meiner Planungsunterlage steht zwar immer „Der Plan gilt bis zum Ablegen, danach bestimmt Wind und Wetter die weitere Route“, dass ich aber bereits vor der Ankunft umplanen musste, das gab es noch nie! Zu dem Zeitpunkt (Januar) hatten wir noch nichts von Corona gehört und  Medicane war ein Fremdwort.

Mehr zu dem Thema gibt es hier: Yacht-Charter in der Corona-Zeite -Erlebnisbericht aus GR

Medicane bedroht Teile von Griechenland

Kurz vor unserem Törn-Start erreichte uns folgende Meldung:

Ein sogenannter Medicane bedroht Teile von Griechenland. Der Herbststurm zieht mit voller Wucht und meterhohen Wellen in Richtung Westküste des Landes. Wetterexperten warnen vor Schäden und Unwetter, die der mediterrane Hurrikane verursachen könnte. Ein schwerer Herbststurm mit den Merkmalen eines Hurrikans hat am Donnerstag den Westen Griechenlands erreicht.
Meteorologen sprechen von einem sogenannten Medicane, einem mediterranen Hurrikan.

Als meine Frau beim Frühstück von einem Hurrikan in Griechenland berichtete war meine erste Reaktion „Fake News“. Bei weiterer Recherche wurde uns der Ernst der Situation bewusst. Der Medicane sollte zwar im Ionischen Meer bei Zakynthos auf das Festland treffen; Ausläufer wurden aber auch in den Kykladen erwartet.  Begleitet wird ein Medicane von starkem Wind und Niederschlägen.
Am Donnerstagmittag erreichten die Winde auf Zakynthos die Stärke zehn bis elf, wie das Wetteramt mitteilte.

Als uns auch noch  unser Yachtcharter SAILpoint anrief und vor den Gefahren warnte, war guter Rat gefragt. Ein oder besser laufende Blicke in die Wetterprognosen bestätigten, dass wir in Lavrion am Samstag und Sonntag bei angesagten 7-8 Bft sicherlich nicht auslaufen können. Selbst die Landung unserer Maschine wurde infrage gestellt.

Saronischer Golf statt Kykladen?

Der Vorschlag von SAILpoint als Seegebiet den Saronischen Golf statt der geplanten Kykladen zu wählen war berechtigt. Für den Saronischen Golf wurde zwar auch stärkerer Wind prognostiziert, aber deutlich weniger als an der Spitze von Attika. Aber auch hier bestand die Frage wie schaffen wir es von unserem Charter-Stützpunkt Lavrion bis in den geschützten Golf.

Poros; unbekannte Insel im Saronischen Golf

Die Entscheidung wurde uns abgenommen. Vom lokalen Charter-Stützpunkt erreichte uns die Meldung:  Die Vorgängercrew kann Lavrion nicht anlaufen, die Yacht soll uns deshalb in der Marina Alimos Kalamaki  übergeben werden.
Dies kam uns sehr gelegen, da wir dadurch direkt im geschützten Bereich von Attika starten konnten. Für die Rückgabe verlangten wir aber weiterhin Lavrion da wir nur die ersten Tage im Golf bleiben wollten, um dann in die Kykladen zu wechseln.

Als unser Flug planmäßig am Samstag abhob und bei der Landung in Athen der Sturm geraden vorbeigezogen war, waren wir doch erleichtert. Außer einer nassen Landebahn und reichlich Pfützen auf den Straßen war kaum noch etwas zu spüren. Der Sturm hatte seine Kraft eingebüßt und sich auf einem kräftigen Wind reduziert.

Charter- und Flugmöglichkeiten

Die Charter-Stützpunkte in dem Revier ab Athen sind Athen Kalamaki oder Lavrion.  Beide Destination liegen etwa gleich weit vom internationalen Flughafen entfernt. Der  Flughafen von Athen wird direkt von den meisten deutschen Flughäfen  mehrmals die Woche angeflogen. Mit dem Taxi ist man dann in 30-45 Min. am jeweiligen Hafen.

Charterstützpunkt Kalamaki

Alimos Marina
Alimos Marina

Soll der Törn in den Saronischen Golf gehen, ist Kalamaki, als Charterbasis vorzuziehen. Bereits nach 20 sm erreicht man Ägina und hat den Trubel von Athen hinter sich gelassen. Diese kurze Entfernung ist aber Fluch und Segen. Nicht nur im Hochsommer, sondern auch an schönen Wochenenden zieht es die Athener zu den nahe gelegenen Inseln. Die Häfen sind deshalb am Freitag und Samstag voll mit Motoryachten aus Athen. Am Sonntag  Spätnachmittag ändert sich dies, dann zieht der Schwarm der PS-Protze zurück nach Athen und Ruhe kehrt ein.

Von Athen aus in die Kykladen finde ich persönlich nicht so prickelnd, man muss sich im Klaren sein, dass man am ersten und letzten Törntag gut 40 sm von Kea nach Kalamaki einplanen muss.

Charterstützpunkt Lavrion

Hafen Lavrion
Hafen Lavrion

Sind die Kykladen das Gebiet welches besegelt werden soll, ist Lavrion als Charterstützpunkt vorzuziehen. Aus dem Industriehafen mit einzelnen Charteryachten hat sich im Laufe der letzten Jahre ein Stützpunkt mit reichlich Chartergesellschaft entwickelt. Der Vorteil von Lavrion besteht darin, dass bereits nach rund 17 sm die erste Kykladeninsel Kea zu erreichen ist.   Bei der Rückgabe der Yacht kommt in Lavrion noch ein weiterer Vorteil hinzu. Der Tankvorgang welcher an Wechseltagen in großen Marinas manchmal recht chaotisch ist, entfällt. Die Diesellieferung erfolgt mit Tankfahrzeugen zum Liegeplatz.
Aber auch hier gilt, dass die Nähe zu Athen speziell auf Kea und Kythnos die Athener anzieht. Persönlich ungünstig finde ich, dass meist nur der Samstag als Wechseltag von den Charterunternehmen angeboten wird. Da die meisten  Buchungen nur eine  Woche betragen, will natürlich jeder möglichst schnell den optisch nicht ansprechenden Hafen verlassen.  Dies führt dazu, dass dann aber mit großer Wahrscheinlichkeit in einer Bucht geankert werden muss. Die Häfen und Tavernen sind überfüllt mit Motoryachten und Athenern.

Segelwetter in den Kykladen ist etwas für erfahrene Segler.

Der Wind in den Kykladen wird vom Meltemi bestimmt. Anfang Juni baut sich  der Meltemi  auf, um in den beiden folgenden Monaten seine größte Intensität zu erreichen. Der Meltemi lässt dann ab Mitte  bis Ende September in seiner Kraft nach, kann aber auch Anfang Oktober noch kräftig blasen. Die Windrichtung ist im Zentrum der Kykladen aus Nord  in den nördlichen Kykladen und dem Südwesten der Region bläst er generell mit ca. 80 Prozent aus nordöstlichen Richtungen. Der Wind ist in den Monaten von Juni bis Mitte September sehr konstant, da er aus  dem großen, stabilen Hitzetief über dem türkischen Festland und einem Hoch westlichen Mittelmeer gefüttert wird. Er weht mit 5 bis 6 Bft, kann aber auch merklich stärker bis zu 8-9 Bft. blasen und das über mehrere Tage.

6 Bft
6 Bft

Wie immer beim Segeln verstärkt sich der Wind zwischen den Inseln und an den Kaps. Auf der windabgewandten Seite der Inseln gibt es oft sehr heftige Fallwinde. Auch beim Ankern muss der Urlaubssegler das berücksichtigen. Zwischen den Inseln verstärkt sich der Wind teils um ein bis zwei Windstärken. Frühzeitiges Reffen ist  in den Kykladen angesagt.

Die Ägäis hat durchschnittlich 315 wolkenlose Tage im Jahr und von April bis Oktober, gibt es meist blauen Himmel und warmes Wetter. Der Meltemi  hat auf den Inseln die angenehme Eigenschaft, das die Hitze im Sommer durchweg 4-5 °C geringer als auf dem Festland ist. Der Hochsommer bietet lange Abende und traumhafte Sonnenuntergänge. Die Wassertemperatur liegt  in der Hauptsaison bei etwa 28 °C.

Die besten Wettervorhersagen gibt es auf der Internetseite des griechischen Wetterdienstes Poseidon (www.poseidon.hcmr.gr) und bei Windy (www.windy.com) oder Windfinder (www.windfinder.de).

Gebiet der Kykladen

Die Kykladen sind die bekannteste Gruppe  griechischer Inseln und das beste Segelrevier von Griechenland,  wobei bestes Segelrevier von mir mit stärksten Winden gleich gesetzte wird, denn hier weht der Meltemi beständig und schon recht früh. Das Revier,  begeisterte uns bereits bei vielen Törns  und erfreute unser Segler-Herz.

Wald findet man in den Kykladen keinen, die Inseln sind  eher karg und felsig. Die Schönheit der Region ist vor allem geprägt durch Ihre einzigartige Würfelarchitektur und den teilweise spektakulären Gebirgsformationen.

Die beliebtesten Kykladen Inseln  sind neben Mykonos und Santorini, Paros, Naxos, Folegandros und Ios. Syros ist der Verwaltungssitz und daher gut mit der Fähre zu erreichen.

Eine komplette Übersicht findest du hier…

 

Weitere Törn-Informationen, Logbucheinträge und Berichte zu Häfen und Ankerplätzen findet ihr unter Törn 2020

Sonstige Törnberichte zum Saronischen Golf und den Kykladen:

Übersicht: Törn zwischen dem Saronischen Golf und den Kykladen

Tag Von / Nach Strecke [sm]
Anreise Athen, Hafen Kalamaki Marina Alimnos
1 Marina Alimnos – Ägina 20,0
2 Ägina – Poros 16,9
3 Poros – Kythnos Merichas 47,6
4 Kythnos Merichas –  Serifos Livadi 24,1
5 Serifos Livadi – Sifnos Ormos Vathy 16,6
6 Sifnos Ormos Vathy – Paros Parikia 27,6
7 Landausflug 18,4
8 Paros Parikia – Paros Naoussa 17,5
9 Paros Naoussa – Rinia 21,5
10 Rinia – Tinos Hafen 11,0
11 Tinos Hafen – Syros Finikas 25,2
12 Syros Finikas  – Kythnos Loutra 22,2
13 Kythnos Loutra – Lavrion 26,9
14 Abreise Flughafen Athen
Gesamtstrecke über Grund 285,0
Skipper: Klaus
Crew: Lada, Rainer, Barbara
Yacht: SALTY, Sun Odeyssey 410
Charter: SAILPoint, Athenian Yachts
Crew: Rainer, Klaus, Barbara, Lada (v.r)
Crew: Rainer, Klaus, Barbara, Lada (v.r)

Fotostrecke: Törn zwischen dem Saronischen Golf und den Kykladen

2 Kommentare zu „Törn zwischen dem Saronischen Golf und den Kykladen“

  1. Als meine Frau beim Frühstück von einem Hurrikan in Griechenland berichtete war meine erste Reaktion „Fake News“. Bei weiterer Recherche wurde uns der Ernst der Situation bewusst.

    Frage : Wart ihr denn schon in Griechenland oder habt Ihr die aktuellsten Wetterberichten von zuhause abgehört und bei positiven Berichten wärt ihr dann losgeflogen ??

    1. Hallo Ernst,
      die Wettervorhersage hat uns bereits zu Hause überrascht. Ich segel nun schon viele Jahre in der Ägäis, ein Hurrikan, dies war für mich aber neu!
      Da auch ein solcher Sturm immer nur kurze Zeit (2-3 Tage) währt war uns klar, dass wir ev. zwei Tage an einem sicheren Ort ausharren müssen. Bei geplanten 2 Wochen ist dies aber immer wieder mal der Fall.

      Vor einigen Jahren mussten wir wegen Meltemi mal 4 Tage in einem Hafen von Amorgos den Sturm aussitzen. Siehe „Meltemitörn zwischen den Dodekanes und Amorgos“ https://www.kk4you.de/meltemitoern/
      1-2 Tage ist in der Inselwelt der Kykladen immer mal wieder der Fall. Der Unterschied diesmal war der Charakter eines Hurrikans, d.h. drehende Winde. Im Hafen von Zakynthos wo der Medicane auf Land traf hat er mehrere Schiffe versenkt!

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