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Amorgos Kloster Chozoviotissa

Meltemi -Törn mit Hindernissen zwischen Kos und Amorgos

Wer einen Törn in die Kykladen plant, sollte sich zum Meltemi ausreichend informieren. Solche und andere Hinweise hatten wir reichlich gelesen und gehört.

Wie es uns im Juli 2006 in der Ägäis erging und was wir rund um unseren Törn alles erlebten davon erzählt dieser Bericht. Es ist kein Bericht von Segelprofis auf extremer Fahrt sondern von Hobbyskippern welche viel Spaß an diesem Sport haben.

Schau ich in die einschlägigen Zeitschriften, finde ich reichlich fachkundige Berichte, aber von den vielen kleinen Tücken mit welchen wir Hobbyler uns herumschlagen wird wenig geschrieben. Oft suche ich nach den vielen Skippern, die neben mir Ankern. Speziell an diese Freunde des Segelsports dachte ich, als ich den Bericht verfasste. Manch einer mag schmunzeln, aber bedenkt jeder hat mal klein angefangen. Nur indem man sich selber die Finger verbrennt, hat man einen nachhaltigen Lerneffekt.
Zusätzlich hoffe ich, dass einiges an brauchbaren Randinformationen nicht nur rund ums Segeln, sondern auch zu den von mir ins Herz geschlossenen griechischen Inseln, zu finden ist.

Viel Spaß beim lesen und immer genügend Wasser unter dem Kiel wünscht Klaus


Meltemi -Sommerwind in der Ägäis 

Der Meltemi ist ein trockener, kühler Nordost- bis Nordwestwind der in der Zeit von Juni bis September in der Ägäis auftritt. Er bestimmt vor allem das Klima der Kykladen und erreicht oft Sturmstärke. Im Allgemeinen gelten die Monate Mai und Juni als ruhige Zeit. Es kann aber durchaus vorkommen, dass schon im Mai tagelang ohne Unterbrechung harte Nordwinde wehen, wie sie normalerweise erst im Juli und August erwartet werden.

Törnplanung 

geplanter Törn
geplanter Törn

Vor dem Törn steht die Planung. Das Revier, war schnell festgelegt, unser Ziel werden die von uns geliebten griechischen Inseln im Bereich des Dodekanes und der Kykladen. Neues wollten wir kennen lernen und bewährtes integrieren.
Der Termin stellte sich diesmal als kritischster Punkt heraus, unser bewährter Terminrahmen Ende Mai bis Anfang Juni war nicht zu schaffen. Als Kompromiss konnten wir uns auf die Zeit 28 Juni bis 12 Juli 2006 verständigen, wohl wissend, dass wir damit in die kritischen Meltemi-Monate fallen. Ein Grund mehr zur Meltemizeit Alternativen in der Route zu beachten.

Da alle Crewmitglieder, außer mir, nur eine Woche von ihrem Urlaub zur Verfügung hatten, entstand der Plan einen Zweiwochentörn mit zwei Crews zu realisieren. Als Charter ein Rundtörn von und nach Kos, für die einzelnen Crews mit folgenden Teilstrecken:

Natürlich hatten wir Alternativen zu unserer Planung bedacht, ein Tag oder eventuell zwei Tage Zwangspause waren berücksichtigt, Abkürzungen und Änderungen besprochen. Kos und Santorin waren unter dem Aspekt der guten Flugverbindungen ein wichtiger Faktor, wie sich  später herausstellte hatten wir jedoch die Rechnung ohne die Fluglinie gemacht. Bereits im November 2005 buchten wir die Flüge und charterten das Schiff und damit die Eckpunkte des Törns festgelegt. Den zusätzlichen Nutzen von Frühbucherrabatten und der Verfügbarkeit von Schiffen und Flugverbindungen nehmen wir dabei gerne in Kauf.
Die langen Winternächte waren nun ideal für die detaillierte Ausarbeitung des Törns unter Zuhilfenahme von Hafenhandbüchern, Seekarten, Törnberichten, Internetrecherchen und diverser Reiseführer.
Versicherungen wurden gebucht, Mietwagen bestellt und natürlich einige Nächte der Vorbesprechungen notwendig.
Mit jedem Detail und Gespräch steigerte sich die Vorfreude. Dann endlich, am 28 Juni 2006 war es soweit, das Unternehmen Törn 2006 konnte gestartet werden.

Anreise  Kos Marina 

Yachtübernahme Kos Marina
Yachtübernahme Kos Marina

Um möglichst früh in der Marina zu sein, hatten wir uns für die frühe Flugverbindung Frankfurt – Kos entschieden. Eine kurze Nacht war angesagt, Abflug 6:15 von Frankfurt, davor per Mietwagen von Esslingen nach Frankfurt. Um genügend Sicherheit für die Anfahrt zu haben bedeutete dies Abfahrt um 2:00 Uhr. Der alternative Direktflug von Stuttgart wäre erst am Abend in Kos gelandet und die Schiffsübernahme erst am nächsten Morgen möglich gewesen.
Nach pünktlicher Landung schnappten wir uns ein Taxi und erreichen nach 20 Minuten um ca. 12:00 die Marina.

An der Yacht Carinya, einer Bavaria 44, welche uns vom Törn des Vorjahres bestens bekannt war, wurden gerade die letzten Reinigungsarbeiten vorgenommen -wir waren super in der Zeit. Während Eberhard und ich die Schiffsübernahme mit dem Base Manager von Nomicos Yachts regelten waren Rolf und Hans für den Einkauf von Getränken, Lebensmitteln und Sonstigem zuständig. Ein kleiner Supermarkt in der Marina hatte die Dinge auf Lager welche eine Yachtcrew so braucht. Selbstverständlich war der geschäftstüchtige Inhaber immer bemüht uns zusätzliche -möglicherweise notwendige- Dinge zu verkaufen. Da wir unsere Einkaufsliste aber seit Jahren pflegen und als Vorlage hatten gab er schnell auf und wir konnten innerhalb kürzester Zeit unsere Einkäufe erledigen.

Die Übernahe der Yacht brachte keine größeren Überraschungen. Einige Küchenhilfen wurden schnell von dem Charterunternehmen aus dem Supermarkt besorgt und die unzureichende Anzahl dünner Leinen ergänzt. Diese Hilfsleinen sind immer unzureichend, sie haben aber auch auf diesem Törn wieder wertvolle Dienste geleistet.

Trainingsfahrt -vor der Kos Marina 

Um 15:00 war alles geschafft, Schiff übernommen, Lebensmittel gebunkert und Gepäck verstaut. Als letzte Pflichtübung konnte nun die Sicherheitsunterweisung der Crew stattfinden, bevor wir um 15:40 ablegten. Bei 5 Bft müssen wir das Schiff wegen des ungünstigen Liegeplatzes an der letzten Box des Steges zweimal nach vorne verholen. Der Versuch, das Schiff mit Bugstrahlruder nach Backbord um 90º zu drehen, geht bei dem vorherrschenden Wind nicht. Der Hafenmeister, als Schlepphilfe über Kanal 77 herbeigerufen, kennt das Problem und zieht unseren Bug in die Boxengasse.

Nach einer ersten Übungsfahrt unter Segel und Motor vor der Hafeneinfahrt machen wir unter erneuter Hilfe des Hafenmeisters und seines Bugsierbootes nach etwa 2 Stunden in der Marina  längsseits am äußeren Kai fest. Die Manöver sowohl unter Motor wie unter Segel geben uns nach einem Jahr der Abstinenz ein erstes Gefühl für das Verhalten des Schiffes.

Taverne Nikos the Fisherman
Taverne Nikos the Fisherman

Unser Vorhaben an diesem Tag noch bis Kalymnos zu segeln, hatten wir bereits frühzeitig über Bord geschmissen. Die Übernahme und das sonstige Prozedere hatte uns zuviel Zeit gekostet. Die relaxte Variante der Trainingsfahrt war nach angenehmer.

Den Abend nutzen wir nun zu einem Spaziergang Richtung Altstadt-Hafen, ein Gelände, welches wir von unserem letzten Törn gut kennen. Um nicht sofort in einer Taverne der Tourihochburg Kos zu landen, nutzen wir die Seitenstrassen zur Uferpromenade und finden dort ein gemütliches ansprechendes Restaurant wo wir den langen Tag bei griechischer Atmosphäre ausklingen lassen.

Kos Marina bis Pserimos 

Strecke 23,2 sm, Wind  5 bis 6 [Bft] NW
In der modernen, bestens eingerichteten Marina wurde die Morgentoilette natürlich in den Sanitärräumen abgehalten. Nur frisches Brot war um 8:00 noch nicht zu bekommen. Der Shop öffnete erst gegen 9:00, etwas spät, aber halt griechisch. Uns sollte dies nicht stören, ein Spaziergang in der Marinaumgebung und schon ist einen Supermarkt mit frischem Brot gefunden.

Meltemi mit 5 Bft auf See
5 Bft auf See

Nach unserem ersten Frühstück an Bord legen wir dann um 9:45 ab und üben vor der Hafeneinfahrt noch eine ¾ Stunde verschiedene Manöver unter Motor. Dann, endlich  ist es soweit, die Segel werden gesetzt und wir können bei tollem Wind von 5 bis 6 Bft aus NW in Richtung Kalymnos aufkreuzen. Bereits nach einer Stunde auf See; es ist kaum zu glauben, mich hat die Seekrankheit zum ersten Mal erwischt und die Fische freuen sich über mein Frühstück. Die bisher immer nur als Vorsoge mitgeführten Tabletten Vomex A kommen zum Einsatz. 2 Tabletten sofort, zusätzlich trockenes Brot kauen um den Magen zu beruhigen und abwarten. Nach ca. 2 Stunden hat sich alles beruhigt. Das Ergebnis an Deck durfte ich am Abend im Hafen mit dem Schrubber beseitigen. Die Reinigung bei rauer See mit der Pütz war nicht das gelbe vom Ei. Die Freude bei der Crew war etwas verhalten, einerseits Schadenfreude darüber, dass es den Skipper erwischte, aber auch die Angst der Ansteckungsgefahr! Der Anblick führt schnell zu einer Magenreizung. Am Abend noch zwei Tabletten und am nächsten Tag eine Tablette als Vorsorge und das Thema war erledigt.

Um 13:45 ankern wir in einer abseits gelegenen Badebucht auf der Insel Pserimos (36º57,0N 027º08,5E). Unser ursprüngliches Vorhaben an diesem Tag bis Leros zu segeln, haben wir aufgegeben. Der Wind aus NW erfordert einen Kreuzkurs hart am Wind und wir würden erst in der Nacht in Leros ankommen. Wir genießen statt dessen die Badebucht und beschließen nur bis Kalymnos Ormos Vathy zu gehen. Die Bucht ist ein ruhiger Platz und wird nur von einer zweiten Yacht besucht. Baden und Relaxen ist bei einer Wassertemperatur von 26-27ºC für die nächsten 2 Stunden angesagt. Für das leibliche Wohl sorgt eine frisch zubereitete Melone, zusammen mit einem Gläschen Rosewein, was stimmungsvoll in die Umgebung passt.

Von Pserimos nach  Kalymnos Ormos Vathy 

Nur unter Großsegel laufen wir mit 6 bis 6,5 Kn danach im Kreuzkurs nach Ormos Vathy wo wir um 18:00 ankommen. Das erste Ankermanöver auf diesem Törn klappt erst im zweiten Anlauf. Unter Anleitung eines erfahrenen Skippers aus München gelingt es Eberhard das Schiff unter Buganker in die letzte verfügbare Lücke zu bugsieren. Problem war die  Unsicherheit beim ersten Anlegemanöver. Während der Rückwärtsfahrt wurde immer wieder Gas weg und zugeschaltet. Das Problem ist dann ein immer aufs neue einsetzender Radeffekt.

Die Bucht und der Ankerplatz sind traumhaft. Wie ein norwegischer Fjord ist die Bucht in die steile Küste eingeschnitten. Unser Glück war, das wir einen der wenigen Liegeplätze ergatterten. Ein zu frühes anlaufen der Bucht ist nicht ratsam, da die Touridampfer von Kos diese Bucht stark frequentieren. Ab ca. 16:00 sind die Boote verschwunden und in der Bucht kehrt Ruhe ein. Direkt vor zwei Tavernen liegen wir sehr idyllisch.

Beim Einlaufen in die Bucht muss kurz vor dem Anlegesteg auf Schwimmer geachtet werden, ein kleines Strandbad wird hier auch von den Einheimischen stark frequentiert. Problematisch ist, dass die Schiffe nur eine kleine Manöverierfläche zur Verfügung haben und die Schwimmer und Schnorchler unbekümmert dazwischen herumschwimmen.

Der kleine Ort ist rasch erkundet. Die Auswahl an Tavernen ist reichlich. Direkt am Anlegesteg sind zwei Tavernen für Fußkranke welche die 100m zum Ort scheuen. Unsere Empfehlung ist -The Harbors Taverna- am Ortseingang. Der Inhaber, ein Fischer mit seiner Familie, hatte an dem Tag gerade vier frische Octopus gefangen welche uns vorzüglich mundeten.

Von der kleinen Terrasse hatten wir das Geschehen im Ort vor Augen und konnten unter wilden Weinranken den Tag stimmungsvoll bei ein oder auch mehreren Gläsern diverser Alkoholika genießen.

Von Kalymnos Vathy nach Levitha 

Strecke 36 sm, Wind 4 bis 7 Bft N-NW. Die Wettervorhersage sieht gut aus, für 10:00 sind 5 Bft N bei 1,2m Welle angesagt.

Der Bäcker kommt am Morgen gegen 8:00 persönlich mit einem großen Sack frischer Brote in die Bucht und bietet seine Ware feil.
Da wir am ersten Tag, nicht wie geplant bereits nach Kalymnos gesegelt sind und nicht gleich zu Anfang alle Pläne über den Haufen schmeißen wollen, haben wir unseren Plan geändert und laufen heute direkt Richtung Levita aus. Der Besuch von Leros muss auf einen späteren Törn verschoben werden.

Das Ablegemanöver um 8:45 wird problematisch, wir haben die Kette des Nachbarn geangelt. Normalerweise sollte dies kein Problem darstellen, solche Situationen konnten wir schon des Öfteren üben. Leichter gesagt wie getan, es liegt ja alles schon ein Jahr zurück. Rolf als Mann der Tat löst das Problem mit Muskelkraft und dem Bootshaken. Anker frei, hurra, aber wo ist der vordere Teil des Bootshakens. Er hat die Attacke nicht überstanden und verschwand in den Weiten des Meeres.

Nach dem Auslaufen aus der Bucht gehen die Probleme weiter! Das Großsegel klemmt beim setzten und nur mit vereinten Kräften bekommen wir es frei. Da müssen wir beim einrollen wohl mehr Sorgfalt walten lassen um Falten zu vermeiden.

Bei halbem, stetig stärker werdendem Wind von 4 bis 5 Bft aus N bis NW laufen wir, alle mit Lifebelt gesichert, mit 7 Kn Richtung Levitha. Im laufe des Tages frischt der Wind weiter auf und wir reffen die Segel. Die Yacht hatte bei unserem Kurs, hart am Wind, bereits angefangen luvgierig zu reagieren. Zusammen mit einer starken Kränkung ist dies für unsere zwei Landratten ein mulmiges Gefühl. Nach dem Reffen lag das Schiff dann wieder ruhig am Ruder, doch oh Schreck, schon wieder ein Problem! Die Scheuerleiste an Steuerbord hat sich gelöst und hängt nur noch an einer Stelle fest, in unserem Kielwasser. Nach einem Beidreher können wir mit einer Hilfsleine die Leiste vorerst fixieren. Rolfs „Werkzeug“ bringt später Abhilfe. Er hämmert sie mit seiner Faust wieder in die Verankerung. Uns ist aber sofort klar, dies ist nur eine Notlösung. Da werden wir im nächsten Hafen nach einer dauerhaften Lösung suchen müssen.

Ankunft Ankerbucht Levitha 

Ankerbucht Levitha
Ankerbucht Levitha

Das Segel bergen bei 7 Bft und starker Welle wird zur nassen Angelegenheit. Unter Motor laufen wir danach um 15:45 gegen die Welle in die Bucht von Levitha ein. Alle sind geduscht.
In der Bucht stehen 10 Bojen zur Verfügung, welche der dortige Fischer gegen eine Gebühr von 7€ vermietet. Er kommt später mit dem Boot vorbei und nimmt gleichzeitig auch Reservierungen für die Taverne auf. Da der Fisch wie überall nur beschränkt zur Verfügung steht, muss man diesen am besten gleich vorbestellen.

Unser Anlegen an der ausliegenden Boje ist ohne Bootshaken eine etwas diffizile Angelegenheit! Mit dem Schrubber können wir, mit etwas Geduld, die Leine angeln, da muss möglichst bald eine andere Lösung her.

Beim Segel bergen hatten wir schon bemerkt, dass sich wieder eine Falte gebildet hatte, das Problem galt es nun zu lösen. Wie bereits am Morgen, war das Rollgross total verklemmt. Mühsam bekommen wir es wieder frei und stellen fest, dass der Baum ca. 15 cm hoch muss. Mit dieser Maßnahme und als zusätzliche Vorsichtmaßnahme, das Segel nicht komplett einzurollen, hatten wir später keine Probleme mehr. Des Weiteren hatte es sich als wertvoll herausgestellt, sich nochmals im Detail mit der Technik des Rollgross zu beschäftigen. Die richtige Leinenführung beim Einrollen muss beherrscht werden.

Mit dem Dingi schicken wir eine Vorhut zur Taverne, um zu erkunden ob dort ein Fernseher zur Verfügung steht. Das WM Spiel Deutschland gegen Argentinien steht auf dem Plan. Um dieses Spiel nicht zu verpassen, sind wir extra früh ausgelaufen. Da Rolf und Eberhard unsere Kundschafter nach mehr als 30 min noch nicht zurück sind, schwant uns bereits Böses. Ja es gibt einen Fernseher auf der Insel, jedoch ist die Stromversorgung bestehend aus Solarstrom und kleinem Generator mit Windrädern, zurzeit nicht ausreichend. Das Spiel wird wohl ohne unsere Fangemeinde stattfinden.

Das spätere Übersetzen zum Landgang übernehme erstmals ich, dazu muss ich mich mit den Tücken des Außenborders auseinandersetzten. Bei Standgas geht er aus, d.h. immer 20-30% Gas und dann den Gang einlegen, eine nicht so einfache Angelegenheit. Die Überfahrt der ersten Passagiere im Zickzackkurs geht noch gut, aber beim Ablegen am Steg werden die Seeigel abrasiert.

Zur Taverne sind es etwa 10 Minuten. Oberhalb vom Steg führt ein mit dicken Felsbrocken versetzter Weg den Hang hinauf. Bei Tageslicht kein Problem, jedoch sollte man für den Rückweg auf keinen Fall die Taschenlampe vergessen. Das Essen ist auf wenige aber ausgezeichnete Gerichte reduziert. Spezialität ist Ziege und eingelegte Zucchini. Der Fisch ist wie überall recht teuer. Man sollte, um vor Überraschungen gefeit zu sein, den Kilopreis (30-40€) erfragen und den Fisch am Tisch abwiegen lassen. Überraschend war für uns auch, dass wir an diesem abgeschiedenen Fleckchen Erde einen hervorragenden Weiswein zu einem angenehmen Preis kredenzt bekamen.

Als Zwischengericht konnten wir immer wieder an dem WM Spiel Deutschland gegen Argentinien teilhaben, ein Familienmitglied der Fischer- und Bauernfamilie informierte uns über die Bruchstücke, welche er im Fernsehen aufschnappte. Uns ist bis heute nicht klar, ob es an seinem mangelhaften Englisch lag oder ob er sich einen Spaß mit uns machen wollte! Auf jeden Fall hatte in Levitha Deutschland verloren, ein Grund mehr für uns dieses traurige Ergebnis herunterzuspülen. Da im Großraum Levitha auch keine Netzabdeckung für Handys ist haben wir dann erst am nächsten Tag in Amorgos, als wir uns wieder zu Hause melden konnten erfahren, dass die Welt aus deutscher Fansicht noch i.O. ist, Deutschland hatte gwonnen und war weiter.

Bootshaken im Eigenbau
Bootshaken im Eigenbau

Rolf ging wohl immer noch der Verlust des Bootshakens durch den Kopf, er verschwand für eine Weile, um mit dem Fischer in seiner Kruschtkiste zu kramen. Als Ergebnis konnte er uns einen verrosteten alten Schäckel präsentieren. Jetzt war nur noch unser Erfindungsreichtum gefordert. Aus Besenstiel, Teilen des Paddels, Schäckel und Leinen wurde später ein etwas eigenartig anmutender „Bootshaken“ gebastelt. Auf jeden Fall eine bessere Lösung wie nichts!

Die abendliche Rückfahrt zum Schiff reduzieren wir auf eine Fahrt, d.h. 4 Mann im Minidingi. Im Fahrbetrieb kein Problem, beim starten des Außenborders wird meine kräftige Ausholbewegung für Rolf aber zum Verhängnis, der Ellbogen passt optimal aufs Auge. Besser hätte Klitschko seinen Gegner nicht k.o. schlagen können. Das Veilchen ziert Rolf als tapferen Krieger nun den Rest des Törns. Das Dosenbier nicht nur zum trinken gut ist, sondern auch zur Kühlung des angeschwollenen Auges hätte Rolf sicher vorher nie gedacht.

Von Levitha nach Amorgos –Ormos Aegiali 

Strecke 32,8 sm, Wind 4 bis 5 Bft N-NW

Bereits um 6:00 genieße ich die Ruhe, in der herrlich gelegenen Bucht, um ein Bad vor dem Frühstück zu nehmen. Danach ist Deck schrubben angesagt. Unsere Raucher haben mal wieder alles eingeäschert. Um den Zigarettendreck zumindest teilweise in den Griff zu bekommen werden ab sofort Dosen als Aschenbecher verwendet.

Nach einem gemütlichen Frühstück auf dem frisch gesäuberten Deck laufen wir um 8:15 als eines der letzten Boote aus. Levitha ist das Verbindungsglied zwischen den Dodekanes und den Kykladen, d.h. jeder, egal in welche Richtung er will, hat mindesten 30 sm vor sich und ist deshalb bestrebt möglichst früh auszulaufen.

Meltemi mit 6 Bft
6 Bft

Bei 4 bis 5 Bft erwartet uns ein herrlicher Segeltag und wir kommen mit 5 bis 7 kn bei einem Kurs hart am Wind gut voran. Ein langer Schlag auf einem Kurs führt uns bis ans Kap von Amorgos. Kein Kurswechsel und schon kommt Langeweile auf. Schabernack entspringt den dahindösenden Köpfen. Als Ergebnis hat sich das Bier in der Dose von Hans plötzlich in Meerwasser verwandelt. Bis der Gaumen den Geschmack zuordnen kann ist bei einem kräftigen Zug bereits reichlich Meerwasser im Magen gelandet. Klar, jetzt muss jeder aufpassen, Rache ist süß! Rolf erwischt es heimtückisch. Sein Bier war nur verwässert, der erhöhte Salzgehalt wurde nicht sofort registriert, er benötigte etwas länger bis der Geschmacksnerv reagierte.

Um möglichst bald Amorgos zu erreichen umrunden wir das Kap mit Motorunterstützung.  Bereits um 14:40 können wir zwischen den Fischern am Kai anlegen. Unter Segel hätten wir zusätzlich 1 bis 2 Stunden aufkreuzen müssen.
Der Hafenmeister ist nicht ganz einverstanden und will uns einen anderen Platz zuweisen. Er meint es kommt noch eine Fähre welche den Liegeplatz benötigt. Nach kurzer Diskussion einigen wir uns darauf, dass wir am Schiff anwesend sind, wenn die Fähre kommt und den Platz während des Anlegemanövers frei machen. Wie sich später herausstellt, reicht es aus, das Boot auf einen frei gewordenen Platz Richtung Hauptkai zu versetzten.

Amorgos Aegiali 

Der Hafenort Aegiali ist Treffpunkt für junge Backpacker, was sich in der Atmosphäre der Uferpromenade widerspiegelt. In einigen Reiseführern wird der Ort auch Aigiali bzw. Ägiali bezeichnet, ich habe mich für Aegiali entschieden, da dies der offiziellen Straßenkarte entspricht.

Unserer erster Erkundungsgang führt uns an den längsten Strand der Insel, gesäumt von Discos und Musikbars. Klar, eine wunderschön gelegene Bar direkt am Strand im Schatten von Tamarisken lockt uns an. Relaxt genießen wir den Anblick der jugendlichen Strandschönheiten und der in der Bucht vor Anker liegenden Yachten. Der Platz ist zu schön, die Erkundung meiner drei Freunde endet hier. Leider konnten sie sich nicht an der Schönheit des kleinen Ortes erfreuen.
Nach einer Stunde ist aber alles in und um den Ort erkundet. Auch für das Abendessen ist ein Platz gefunden. Im Scheitel der Bucht direkt am Strand gelegen finde ich die in verschiedenen Seglerinfos als Empfehlung beschriebene Taverne Lakki. Die Taverne ist an eine Pension mit schönen kleinen Bungalows und Swimmingpool angeschlossen. Die Atmosphäre und Lage sind wirklich fantastisch. Leider müssen wir aber feststellen, dass der Service, Essensangebot und Qualität sich nicht mit dem Ambiente messen können. Da gibt es sicherlich besseres in der Umgebung!

Von Aegiali nach Amorgos –Katapola 

Strecke: 10,6 sm, Wind: 2 bis 3 Bft NW-N

Die SMS Wettervorhersage sieht gut aus, 5-6 Bft bei einer Welle von bis zu 2m. Die Hafenpolizei macht aber darauf aufmerksam, dass sich schon zum heutigen Nachmittag Wind und Welle aufbauen. Amorgos ist von seiner Lage bei Meltemi dem Wind und der Welle besonders an der Nordküste stark ausgesetzt. Da das Wetter für die folgenden Tage ein weiteres Anwachsen des Meltemi verspricht, beschließen wir den sichereren Hafen Katapola möglichst rasch anzulaufen. Zusätzlich bestehen dort mehr Fährverbindungen falls wir den Crewwechsel nicht wie geplant in Santorini durchführen können. Wir hatten am Vorabend diesen kurzen Schlag bereits beschlossen, jedoch aus ganz anderem Grund. Nach zwei langen Schlägen wollten wir einen gemütlichen Tag mit kurzer Strecke einfügen.

Um möglichst schnell bei dem noch schwachen Wind aber einer Welle von gut 2 m nach Katapola zu kommen und einen sicheren Liegeplatz zu erhalten, legen wir um 10:30 ab und fahren die kurze Strecke komplett unter Motor. Bereits um 13:00 machen wir unter Buganker (Römisch-katholisch), so wie in den meisten Häfen in Griechenland üblich, fest. Bei der angekündigten Wetterlage wird dem festsitzenden Anker diesmal besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Erst beim zweiten Versuch sitzt der Anker so, dass wir bei kräftiger Rückwärtsfahrt einen sicheren Sitz haben. Zusätzlich haben wir sehr viel Kette gesteckt, was aber dazu führte, dass wir die Kette über das Kettenende ausfuhren. Die Sicherungsleine hält trotz mangelhafter Verbindung und wir müssen die Kette durch auffieren der Luvleine wieder einige wenige Glieder auf die Winsch legen. Auf den letzten Gliedern kann das Schiff gerade noch mit bequemem Abstand an den Kai gebracht werden, jedoch mit dem beruhigenden Gefühl einen bombig festsitzenden Anker zu haben.

Wettervorhersage: Meltemi Starkwind 7 Bft und mehr 

Unser Weg führt uns unweigerlich zum Hafenmeister um neuere lokale Wetterinfos einzuholen. Die Aussage ist eindeutig in Richtung 7 Bft und in Böen mehr, bei gleichzeitig hoher Welle von über 2,5 m. Da für zwei unserer Crewmitglieder ein solches Wetter zu viel ist und die Vorhersage für die Folgetage noch weitere Verschlechterung verspricht, ist guter Rat teuer.

Eine Überprüfung unseres Chartervertrages macht uns zusätzlich auf das Risiko aufmerksam, das ein Auslaufen bei einer Vorhersage von >6 Bft nicht gestattet ist. Wer solche Dinge missachtet setzt sich und seine Crew unnötigen Risiken aus. Zusätzlich bedeutet ein Verstoß gegen den Chartervertrag das Risiko den Versicherungsschutz zu verlieren, sicherlich auch ein nicht unbedeutender Faktor.

Nachdem wir mit dem Agenten der Fähre gesprochen haben und dieser in Aussicht stellt, dass unter diesen Bedingungen am Montag der Fährbetrieb eingestellt wird, ist klar, für Crew 1 ist hier schon das Ende des Törns. Am nächsten Morgen um 6:00 gibt es eine Fährverbindung über Naxos nach Santorini, welche von den Dreien gebucht wird.

Landausflug Amorgos 

Den Nachmittag nutzen wir zu einer Inselbesichtigung mit Quads. -Auto Motor Thoma- kurz vor der Brücke ist bereit, für den Nachmittag einen Sonderpreis zu gewähren. Seine Fahrzeuge sind in einwandfreiem Zustand und selbst Hans, welcher seinen Führerschein vergessen hat, bekommt ein Fahrzeug. Der Personalausweis genügt. Nach einem kurzen Tankstopp an der Ausfallstrasse Richtung Chora, machen wir uns auf den Weg das Highlight der Insel,

Kloster Chozowiotissa zu besichtigen. Wie ein Schwalbennest liegt es am Steilhang der Küste. Der Kontrast des grellweißen Klosters zu den rostroten Felsen ist gigantisch. Wir erreichen es zwar noch innerhalb der Öffnungszeit, leider bleibt uns an diesem Tag der Eintritt verwehrt. Männer müssen eine lange Hose, Frauen einen Rock tragen. Die Aussicht vom Klosterhof auf das türkisblaue Wasser in der Bucht entschädigt uns. Weiter kurven wir Richtung Westen, zu den abgelegenen Bergdörfern. Die Höhenstrasse erlaubt wechselweise einen Blick nach SO bzw. NW. In Anbetracht des fortgeschrittenen Tages kehren wir bald um, da wir noch eine Besichtigung der Chora machen wollen. Ein Gewirr von Würfelhäusern und engen schattigen Gässchen empfängt uns. Integriert in das Ortsbild sind Dutzende von strahlend weißen Kirchlein und Kapellen. Unsere Quads hatten wir am Ortseingang geparkt, der Ort ist autofrei. Esel sind die Transportmittel in den engen Gassen.
Inmitten der verwirrenden Gassen findet sich immer wieder ein kleiner Platz, welcher zum verweilen einlädt.

Schade für meine Freunde, dass Sie am nächsten Morgen diese wunderschöne Insel verlassen müssen. Ich bin mir schon sicher, es wird mir in den nächsten Tagen nicht langweilig werden, es gibt viel zu entdecken.

Den Abschiedsabend verbringen wir in einer der vielen, direkt am Hafen gelegenen Tavernen, „The Corner“ bietet eine preiswerte griechische Küche mit Spezialitäten der Insel. Das Lokal wird von Nikos und seiner Frau in lockerer, angenehmer Atmosphäre geführt und entwickelte sich in den nächsten Tagen zu meinem Favoriten.

Abschied Crew 1 -Schreck für Schlafmützen, Flucht vor dem Meltemi 

Dieser Morgen hatte es in sich. Am Vorabend hatten wir vereinbart, dass ich noch ein Abschiedsfrühstück zubereite, damit die Jungs die leider abreisen müssen, in Ruhe den Rest packen können. Um sicher zu sein, dass wir auch wirklich wach werden, wurden zwei Handys als Wecker gestellt! Die Fähre verlässt schon sehr früh um 6:00 den Hafen, um ihre Runde durch die kleinen Kykladen zu drehen.

Meltemi, d.h. Flucht per Fähr in Amorgos
Amorgos -Fährbetrieb

Von Geräuschen geweckt, schaue ich auf die Uhr! 6:10 oh Schreck, ein Sprung und schon stehe ich an Deck und sehe zwei belämmerte Gesichter. Die Fähre verlässt soeben ohne meine Kameraden den Hafen. Rolf, welcher noch in der Koje liegt nimmt es mit Fassung, da kann ich sowieso nichts ändern, dreht sich um und schläft weiter.
Hans und Eberhard sind schockiert, der Fährenagent hatte uns doch am Vortag  gesagt, dies ist die einzige Verbindung nach Santorin. Das bedeutet: Der Rückflug mit der Chartermaschine, welche nur einmal pro Woche Santorin anfliegt, kann vergessen werden! Die Rückkehr nach Deutschland wir wohl teuer und ist zeitlich deutlich verzögert nur noch über Athen möglich.

Da um diese Zeit sowieso keine Auskünfte zu bekommen sind, beschließe ich in Ruhe Frühstück zu zubereiten, der Bäcker macht soeben auf und wir können auf noch warmes frisches Brot zurückgreifen.

Jetzt aber die Frage, wie konnte dies passieren? Redundante Wecker und trotzdem nichts gehört! Die Erklärung war recht einfach, ein Handy war noch auf die MEZ eingestellt, d.h. eine Stunde Versatz zu griechischer Zeit. Ja und Handy Nummer zwei? Da ist der Abschied bei viel Bier und Wein zwecks Vernichtung der Bordbestände wohl zu heftig ausgefallen. Alkohol und eine Bettruhe von nur zwei Stunden haben den Besitzer wohl in einen solchen Tiefschlaf versetzt, dass er das Klingeln als Engelsgeläute aber nicht als Wecker interpretierte.
Ergebnis: Alle waren auf einen Schlag stocknüchtern.

Nach ausgiebigem Frühstück, welches von Hans und Rolf auf den Kaffee beschränkt wurde – der Schreck hatte den Magen zu sehr belastet- konnten wir uns um Schadensbegrenzung bemühen. Der Gang zum Fähragenten brachte die Welt wieder in Ordnung. Wie sich herausstellte und uns am Vortag nicht gesagt wurde, ging um 13:00 noch eine Fähre. Der Kaufpreis für das neue Ticket konnte unter Anbetracht der sonstigen Konsequenzen leicht verschmerzt werden und die Welt war wieder in Ordnung.

Am Abend 18:55 kam dann die SMS: –Hotel ok, problemlose Fahrt, max 5Bft, 1m Welle, Prost aus Santorin- Crew 1 ist wohlbehalten in Santorin angekommen und sie können die Insel jetzt einen  Tag genießen.

Meltemi- Sturm, d.h. reichlich Zeit für Reparaturen und Bootssicherung 

Ab sofort war reichlich Zeit vorhanden, es galt die Sturmtage auszusitzen. In dem romantischen Hafen ging es nun als erstes an die notwendigen Reparaturen.

Zur Befestigung der Scheuerleiste hatten wir am Vortag bei dem Motorradverleih bereits in der Bastelkiste einige Schrauben abgestaubt. Unser  Nachbar an der Backbordseite, ein Eignerschiff eines älteren Ehepaars aus der Schweiz, erwies sich schnell als Rettungsstation für alle Sorten von Werkzeug.

Wichtigste Maßnahme davor war jedoch das Gemeinschaftsunternehmen Landstromanschluss. Im Verbund von drei Schiffen und aller darauf befindlichen Kabel und Adapter konnte die lange Strecke von über 70m bis zur nächsten Steckdose überbrücket werden. Nachdem der Hafenmeister gegen eine Gebühr von 5€/Tag den Anschluss frei geschaltet hatte, waren wir nicht gezwungen den Schiffsdiesel zum täglichen laden der Batterien anzuschmeißen.

Am Westkai, welcher Platz für ca. 10 Boote hat, besteht für alle Schiffe Stromversorgung, jedoch nicht für unsere 6 bis 8 Liegeplätze im östlichen Bereich.
Nun mit Stromanschluss und einer Bohrmaschine ausgestattet konnte das Loch für die Spax vorgebohrt werden und die Scheuerleiste mit 4 Schrauben befestigt werden.

Zweite Aktion war die Suche nach einem neuen Bootshaken. Das Glück in Form eines Heimwerkers war mir hold – er bugsierte mit dem Fahrrad ein langes Rundholz durch den Hafen. Die Quelle für das Holz konnte schnell ermittelt werden und oh Wunder, in dem Hafen gibt es doch tatsächlich einen Miniheimwerkermarkt. Eine 3 m lange Holzstange, ein Haken und fertig war ein brauchbarer Bootshaken.

Mit dem vorhandenen Bootswerkzeug in mangelhafter Heimwerkerqualität wäre ich sicher aufgeschmissen gewesen. Gut, dass wir es nicht wirklich benötigten. Bei den meisten Charterbooten gilt: Werkzeug kann nachgewiesen werden, die Qualität spielt keine Rolle.

Aktion drei war: Aufklaren des Schiffes. Das Boot musste für die zweite Crew  vorbereitet werden. Zusätzlich konnte, da im Hafen alle Putzmittel wie Scheuermilch und Scotch Schwamm im Angebot waren, auch Töpfe, Pfannen usw. von den Spuren früherer Mannschaften befreit werden.

Zur Entlastung der Ankerwinsch und um geringere Schwingungen im Boot zu haben, sichere ich die Ankerkette noch durch eine Leine. Ein Schäckel durch die Kette und die Leine auf die Klampe gelegt bringt ein mehr an Sicherheit und Komfort.

Im laufe des Tages steuern immer mehr Schiffe den schützenden Hafen an, alle wollen einen sicheren Liegeplatz. Prompt legt an Steuerbord eine Yacht, den Anker quer über meinen. Ich bitte ihn nur abzulegen, wen ich an Bord bin. Zusätzlich sichere ich mir für den Fall das mein Anker ausgerissen wird, schon jetzt die Hilfe der Nachbarn zu. Mein neuer Nachbar, eine französische Familie, will bis zum nächsten Morgen bleiben um danach in die etwas nördlicher gelegene Ankerbucht Ormos Kalotyri hinter der Insel Nikouria zu wechseln. Eine sehr schöne Badebucht, gut geschützt gegen alle Winde.

Nachdem der Wassermann meinen Nachbarn bediente, nutze ich diesen Service auch und konnte für 6 € den Tank füllen.

Der immer stärker aufkommende Schwell zwingt mich die Bootssicherung durch Verbesserung der Bugleine zum Nachbarn anzupassen. Später liegen wir mit 6 Booten, alle über die Hauptspring des ersten Backbordliegers gesichert, am Kai. Die Versorgung im Hafen ist super. Neben den schon beschriebenen Servicemöglichkeiten gibt es in Richtung Brücke einen Bäcker mit einem Angebot über welches wir uns in manchem Feinkostgeschäft zu Hause freuen würden. Jeden Morgen nutze ich sein vielfältiges Angebot der verschiedenen Brotsorten und Leckereien.

Meine Lieblingstaverne „The Corner“ servierte mir heute als Inselspezialität „Bohnenmuss mit Zwiebeln“ und „Kaninchen mit Tomatensauce“. Das alles zusammen, mit zwei Bier, für 16 Euro. Da kann man nicht meckern. Von der oft beschrieben griechischen Einheitsküche ist dies weit entfernt.

Meine Sorge galt nun der Kommunikation mit der nächsten Crew und einer gesicherten Wetterinfo. Das in einer Seitengasse des Hafens gelegene Internet Cafe war die optimale Lösung. Ich konnte Emails schreiben, empfangen und die detaillierten Wetterinfos rund um die Insel abrufen. Die Wetterinfos, welche wir als SMS Service bei Yacht Pool gebucht hatten, waren eindeutig zu ungenau. In den Kykladen sind einige Inseln, unter anderem Amorgos, dem Meltemieinfluss besonderst stark ausgesetzt. Die Seite von Poseidon System bzw. die Webseite von Meteo liefern da deutlich bessere Ergebnisse. Ich kann nur jedem Kykladensegler diese beiden Seiten empfehlen. In graphischer Darstellung erhält man vier Vorhersagen zu Wind und Welle pro Tag.

Inselerkundung 

Wie vorhergesagt, hat sich das Wetter über Nacht weiter verschlechtert. Kräftiger Schwell steht in der Bucht, 7 bis 8 Bft werden von mir geschätzt.

Da das Schiff bestens gesichert ist und mein französischer Nachbar an Steuerbord, ohne Herausreisen meines Ankers den Hafen verlassen hat, beschließe ich die Inselerkundung fortzusetzen. Bei Thomas erhalte ich nach ausgiebigem Feilschen ein Quad zum Vorzugspreis von 15€ /Tag.

Meltemi, d.h. Landausflug in Amorgos Kloster Chozoviotissa
Amorgos Kloster Chozoviotissa

Der zweite Besuch beim Kloster Chozoviotissa ist diesmal besser vorbereitet. Eine lange Hose im Gepäck mache ich mich an den Aufstieg an der Steilwand entlang. Diesmal lässt mich der Wärter durch den schmalen, extrem niedrigen Eingang herein. Über steile Treppen erreiche ich die kleine, reich geschmückte Kirche. Früher haben hier bis zu 30 Mönche gelebt, heute sind es nur noch einige wenige. Die meisten haben sich nach Athos zurückgezogen.  Die Mönche sind sehr zuvorkommend und freuen sich über jede Frage, natürlich sind Spenden gerne gesehen. Interessierten Besuchern steht auch ein kleines Buch –Das Kloster der Panagia Chozoviotissa auf Amorgos- in deutscher Sprache zur Verfügung. Zum Abschluss wird ein im Kloster hergestellter Kräuterschnaps, zusammen mit Wasser und einer süßen Leckerei, gereicht. Von der Plattform unterhalb des Glockenturms ist der Ausblick auf das 300 m tiefer gelegene Meer fantastisch. In der Tiefe ist bereits Agia Anna zu sehen, mein nächstes Ziel.

Agia Anna Beach 

Agia Anna erreicht man vom Parkplatz des Kloster immer bergabwärts der kurvigen Strasse folgend, bis zu den zwei kleinen Kiesbuchten. Das letzte Stück vom Parkplatz, mit seinem nicht sehr einladenden Kiosk, geht es über felsiges Gelände hinab zum beliebten Strand. Szenen des Films „Im Rausch der Tiefe“ wurden hier gedreht. Mächtige Steinplatten laden zum sonnen ein.

Auf der Weiterfahrt über den Höhenzug, in Richtung der südwestlich gelegenen Bergdörfer, bekommt man an diesem Tag die Naturgewalten deutlich zu spüren. Auf dem Höhenkamm ist ein sicherer Stand kaum möglich. Der Wind peitscht einem den Sand ins Gesicht und jeden Augenblick muss man damit rechnen von der Strasse geweht zu werden. Mit meinem Quad habe ich noch Glück. Das bevorzugte Mietfahrzeug, der Roller, ist bei diesem Wetter ein gefährliches Unterfangen. Leider musste ich mit ansehen wie ein Paar mit seinem Roller von der Strasse gefegt wurde und mit kräftigen Blessuren im Strassengraben landete. Der Roller war hin und die Hautabschürfungen und blauen Flecken werden sicher noch lange an stürmische Tage in Amorgos erinnern. Später wurde die Vermietung von Rollern aus Sicherheitsgründen eingestellt.

Kapelle in Kolofana
Kapelle in Kolofana

Der Blick aufs Wasser ist stark eingeschränkt und die starke Gischt trübt den Ausblick, ein sicheres Zeichen für 8 bis 9 Bft. Die Fähre hat den Betrieb wie vorhergesagt eingestellt, auch dies ein klarer Index für einen Sturm. Der Fährvertrag für die Linie der – Small Cyclades – schreibt einen Fährbetrieb bei Windstärken bis zu 8 Bft vor! Ob dies noch ein Vergnügen ist, ist fraglich, aber ein klares Indiz für die in den Sommermonaten oft vorherrschenden Meltemiwinde.

Auf der Route über den Höhenzug in Richtung Kamari zweigt rechts ein Weg zur kleinen, einsam gelegenen Kirche Agios Georgios ab. Der Zwischenstopp führt mich in eine idyllisch gelegen Gartenanlage. Unter schattenspendenden Sträuchern erhole ich mich in diesem windgeschützten Seitental von der doch recht anstrengenden Fahrt über die sturmgepeitschten Hänge.

Beach von Kamari 

Kurz vor Kamari führt links ein Schotterweg hinunter zur Beach von Kamari. Vor der Taverne mit Cafebar parken die Besucher dieses abseits gelegenen Strandes. Der rechts verlaufende Weg führt zu dem populären, aber auch belebteren Strand. Folgt man dagegen dem Weg links an der Taverne vorbei über einen schmalen Pfad die Küste hinunter zu dem dortigen Kieselstrand, so finden sich nur vereinzelte Nudisten, welche hinter großen Felsen vor dem Wind Schutz suchen. Das Wasser ist kristallklar und die Unterwasserwelt hält für Schnorchler einige Überraschungen bereit.

Der Besuch der Kaffeebar mit seiner hoch über der Bucht gelegenen Terrasse gehört für Genießer zu einem absoluten Muss! Der Blick in die Bucht, zu den dort vereinzelt ankernden Yachten, gerahmt von der Blütenpracht der Buganvillen, zusammen mit einem kühlen Gläschen Wein, wird sich im Langzeitspeicher einen festen Platz erobern.

Der Sturm und der Blick auf das tobende Meer wecken in mir eine innere Unruhe. Die Sorge um die Sicherheit des Schiffes führen mich deshalb zwecks Kontrolle zurück aufs Boot. Die Erkundung dieses Teils der Insel werde ich wohl später fortsetzten müssen.

Der Steuerbord Liegeplatz ist wieder belegt, es gibt wohl bei jedem Wind Segler, auch auf Charterbooten. Wie gehabt, hat auch dieser seinen Anker über meinen gelegt, also gleiches Spiel wie mit dem Vorgänger. Zusätzlich hat er seine Vorspring so ungeschickt gelegt, so das sie an meinen Festmacherleinen scheuern. Nur ein kleines Problem, welches schnell behoben werden kann.

Meltemi 8 bis 9 Bft

Trotz des schweren Wetters können es einige Segler nicht lassen! Gegen 20:00 läuft eine 44er Bavaria unter griechischer Flagge ein. Die Yacht will an der äußeren Backbordseite, wo die Spring des Päckchens am Poller festgemacht ist, anlegen. Verständlich, das unser äußerstes Backbordschiff etwas dagegen hat. Der Zug von 4 Schiffen liegt auf dieser Leine. Auch der Hafenmeister akzeptiert die Absicht nicht, da an dieser Stelle das Taxiboot zum Badestrand festmacht.

Es entwickelt sich eine lautstarke Diskussion zwischen Skipper und Hafenmeister. Ergebnis ist, dass das Schiff über Nacht am nördlichen Fähranleger festmacht.
Unverständlich für uns war nur die Argumentation des griechischen Skippers –als Grieche müsse er Vorrang im griechischen Hafen haben! Der Skipper war mit den Nerven ziemlich fertig. Er und sein Co-Skipper waren mit mehren Jugendlichen auf dem Schiff zur Ausbildung und an dem Tag über 9 Stunden auf See. Unverständlich ist nur wie man bei Vorhersagen von 8 Bft auslaufen kann! Das Ergebnis war: Vorsegel zerrissen, Steueranlage beschädigt und alle mit den Nerven fertig. Wie ich später erfahre, ist er zwar ein Topsegler mit Olympiaerfahrung, an seinem Verantwortungsbewusstsein muss man aber zweifeln.

Bei kühlem und frischem Wind werden alle Lucken geschlossen, selbst der Besuch einer Taverne muss an deren Windschutz orientiert werden. Auch im Sommer ist es heute ohne Windjacke nicht auszuhalten.

Warten auf Crew 2 bei Meltemi 7 bis 8 Bft 

Wetterbericht einholen ist weiterhin erste Pflichtaufgabe. 7-8 Bft sind für die nächsten 3 Tage angesagt. Klares Anzeichen dafür ist, dass der Fährbetrieb der Small Cyclades Line, die Verbindung zwischen den Inseln der kleinen Kykladen weiter eingestellt bleibt.

Trotz dieser Widrigkeiten will mein Backbordlieger eine Bavaria 38 auslaufen. Er will mit aller Gewalt seinen Törnplan, weiter nach Santorin, einhalten. Andere Skipper raten ihm dringend ab! Wie ich später erfahre; wir treffen die Crew in Kos wieder, war die Überfahrt mehr wie ruppig und einige Crewmitglieder durften die Spuktüten füllen. Das Schiff war bis auf den letzten Platz mit Jugendlichen und Erwachsenen belegt.

Unglaublich war jedoch sein Abschied – er löste meine Bugleine (Springverbindung), wirft die Leine auf mein Schiff und verschwindet. Da ich zu dem Zeitpunkt nicht am Schiff war, musste ich froh sein, dass mein Anker hielt. Es hingen an unserem Boot noch zwei weitere mit Ihrer Bugleine. Zurück am Boot, war nach dem Schreck zuerst Sicherung angesagt, d.h. Ausbringen einer Vorspring. Die einfachsten Regeln einer verantwortlichen Bootsführung wurden hier nicht eingehalten.

Dieser Liegeplatz bleibt nicht lange frei, der griechische Skipper, welcher über Nacht am Fährpier lag, steuert die Lücke an. Bei dem starken, seitlichen Wind das Schiff in die Lücke zu steuern, wahrlich eine Aufgabe. Anker auf Luv fest einfahren und Schiff bis auf Höhe der Lücke treiben lassen, dann mit voller Maschinenkraft, Steuer voll Backbord in die Ankerkette bis das Schiff dreht, dann sehr schnell ein Stück Luvleine dicht holen, minimal Kette stecken und dies immer wieder. Die Luvleine, bestehend aus zwei angesetzten Landleinen, hatte einer seiner Jungen davor schwimmend an Land verbracht. Über die Wischen wird das Schiff so im Zickzackkurs in kleinen Stücken dicht geholt. Kompliment, das war super und macht ihm so schnell keiner nach. Diese Showeinlage, welche ca. 30 min dauerte führte unweigerlich zum Auflauf aller Hafenbesucher, das Ereignis des Tages. Es hätte nicht viel gefehlt und es hätte Szenenapplaus gegeben. Selbst das Problem des Leinenübergangs wurde elegant und gekonnt gelöst.

Maltezi Beach 

Nach dieser Showeinlage mache ich mich zu Fuß auf, die Bucht näher zu erkunden. An der Uferpromenade führt der Weg über einen Schutzwall zur anderen Seite der Bucht. Von dem dortigen Ortsteil Rahidi, mit seinen direkt am Ufer gelegenen Tavernen, blickt man über kleine, im Wasser dümpelnde Fischerboote, zurück nach Katapola. Weiter die Dorstraße am oberen Küstenrand entlang, erreicht man bald ein Hinweisschild, zu dem lang gezogenen Kiesstrand Maltezi Beach. Über Felsen und Dünen kommt am hinteren Zipfel der Bucht dann ein kleiner Sandstrand mit Bar, Liegestühlen und natürlich auch reichlich Touris.

Meltemi, d.h. Landausflug in Amorgos -Maltezi Beach
Amorgos -Maltezi Beach

Der beliebte Strand wird stündlich von Katapola mit einem kleinen Taxiboot angefahren. Erst ab 17:00 kehrt Ruhe ein. Danach reduziert sich das Geschehen auf weniger wie ein halbes Duzend Gäste. Im Schein der untergehenden Sonne, vorbei an einer kleinen, auf einer Felsklippe liegenden Kapelle, geht es zurück nach Rahidi. Direkt am Ufer laden Stühle und Tische im typisch „gemütlichen“ griechischen Design nicht nur Touris, sondern auch alte und junge Griechen -nicht Frauen- zum verweilen ein. Ein Glas Ouzo, Wasser und Oliven und schon stimmt die Welt. Alle Hektik wird hier sofort abgelegt.

Hier sei angemerkt, wer auf den Stühlen länger sitzt, muss wohl seit Generationen speziell geformte Gesäßflächen besitzen. Mir ist es noch nie gelungen eine geeignete Sitzposition zu finden!

Ankunft Crew 2 

Dieser Abend entwickelte sich für mich zu einer Durchhalteübung. Die Crew 2 (Lada, Brigitte und Gerhard) sollte wen als glatt verläuft um 2:00 in Amorgos ankommen.

Diese Anreise stand von Anfang an unter einem schlechten Stern. Geplant und schon zeitig gebucht war ein früher Direktflug von Stuttgart nach Santorini, Ankunft um 9:55. Da hatten wir die Rechnung jedoch nicht mit Hapagfly gemacht. Der Flug wurde mangels Teilnehmerzahl gestrichen und eine Alternative ab Frankfurt angeboten. Dies wäre ja noch im Rahmen, aber Abflug um 4:10 ist eine Zumutung. Mangels Alternative blieb nichts anderes übrig, schließlich waren ja alle anderen Buchungen getätigt. Die deutsche Bahn konnte bei diesen Zeiten als Zubringer vergessen werden, Nachts geht nichts! Der Mietwagen musste her, jedoch mit Fahrzeit und besonderer Reserve wegen Fußball WM Spiel in Stuttgart bedeutete dies Abfahrt um 22:00 Uhr. Ein langer Tag mit Zwischenstopp in Mykonos stand bevor.

Um das ganze noch zu steigern ankerte ich nun nicht wie geplant in Santorini, sondern in Amorgos! Über Mail, SMS und Telefon hatten wir verschiedene Fährverbindungen von Santorini nach Amorgos ausgetauscht. Über allem Stand aber das große Fragezeichen Meltemi. Gibt es an dem Tag eine Fährverbindung? Per SMS erhielt ich im laufe des Tages den ersten Zwischenbescheid, ja wir haben eine Fähre von Santorini nach Naxos erhalten, ob es von dort weiter geht wird sich herausstellen. Sie hatten Glück, es gab eine Anschlussverbindung mit einer sehr großen Fähre welche auch bei den widrigen Winden fährt.

Um 03:00 war es geschafft, total erschöpft nach 29 Stunden Anreise konnte ich die Drei an der Fähre abholen. Ich war, Gott sei es gedankt, nicht eingeschlafen. Dann hätten sie ein ernstes Problem gehabt, welches Boot ist es!

Nach einer Flasche Begrüßungswein fielen alle nur noch erschöpft in ihre Kojen.

Der Starke hat Recht!!! 

Am Morgen herrscht große Aufregung im Hafen unser äußerer Backbordnachbar musste erleben, dass er gegen eine Fähre keine Chance hat. Er hatte zwar Glück im Unglück, aber trotzdem einen erheblichen Schaden.

Was war passiert? Als die Fähre um 6:00 auslief war er getrieben aus einer inneren Ahnung schon an Deck und musste mit ansehen, wie die Fähre beim Anker lichten, seinen Anker auffischte und dann versuchte aus dem Hafen auszulaufen. Die Kraft der Fähre gegen die dünnen Festmacherleinen eines 40 Fuß Schiffes ließen sein Boot erzittern. Die Ankerkette hing wagerecht über der Wasseroberfläche, sicherlich ein seltener Anblick. Nur durch sein beherztes einschreiten und kappen der Festmacherleinen konnte der Schaden in Grenzen gehalten werden. Die Yacht wurde danach heftig beschleunigt und in Dingimanier hinter der Fähre hergezogen. Unverständlich war uns wieso auf der Fähre niemand etwas bemerkte!

Mit Unterstützung einiger Fischer konnte der Kettensalat entwirrt werden und die Yacht am Kai gesichert werden. Alle Beschläge und die Ankerwisch waren herausgerissen. Die Schweizer Eigner waren sich sicher, hier werden sie nie mehr festmachen!

Der Meltemi steht weiter an und der Schwell im Hafen ist beträchtlich, Festmacher und Anker werden einer weiteren Belastungsprobe unterzogen. Ein Negativbeispiel der Befestigung liefert unser griechischer Skipper. Er und die Crew haben das Schiff verlassen und sich in einem Hotel eingemietet. Bordwache ist wohl ein Fremdwort! Ich stelle am Morgen fest, dass er seine Luvleine über ein verrostetes Moniereisen geführt hat. Sie ist fast durchgescheuert und damit eine Gefahr – nicht nur für sein Schiff. Mit vereinten Kräften beheben wir seinen Schaden und befestigen das Schiff am Poller. Andere Yachten haben sich wegen des Problems mit den verrosten Ringen aus Moniereisen inzwischen Ketten als Kupplungsstücke besorgt, um die Festmacherleinen zu schonen. In Zukunft werde ich den Ringen im Hafen sicherlich mehr Aufmerksamkeit widmen.

Crew 2 auf Inselerkundung 

Da war für meine Frischlinge ja am frühen Morgen einiges geboten. Einigermassen erholt von dem langen Vortag, gestärkt durch ein ausgiebiges Frühstück unter dem blauem Himmel der Ägäis war der Tatendrang groß. Da an Auslaufen nicht zu denken war und ich durch meine Erkundungen viel über die Insel berichten konnte war die Neugierde groß.

Meltemi, d.h. Landausflug in Amorgos -Blick auf Katapola
Amorgos -Blick auf Katapola

Ein Mietwagen war schnell gefunden. In unmittelbarer Hafennähe gibt es alleine drei kleine Anbieter welche auch über ihre Preise feilschen ließen. Wir einigten uns schnell auf 30€ /Tag inkl. aller Versicherungen. Damit stand unserem Tatendrang nichts mehr im Weg.

Der Besuch des Klosters Chozoviotissa  war natürlich ein besonderes Erlebnis. Mit ihren „schönen“ Wickelröcken durften auch die Frauen ins Klosterinnere um sich an dem köstlichen Kräuterschnaps zu laben. Auch die Kultur kam bei dem Besuch nicht zu kurz. Das Klosterinnere kann, wen auch klein, doch mit einigen Schätzen aufwarten.

Über den Höhenzug ging es dann weiter zu der Beach von Kamari, dieser von mir vorab erkundete Strand stand uns zur alleinigen Benutzung zur Verfügung. Im Windschutz der Felsen konnte das frische weiße Fleisch in der Sonne braten. Dies war ganz nach dem Geschmack von Brigitte. Nur mühsam war die Crew zur Weiterfahrt zu bewegen, nur das Versprechen auf Wein und griechische Leckereien konnte sie von diesem herrlichen Fleckchen Erde weglocken.

Zum Abschied noch ein Drink auf der Terrasse der Kaffeebar, dazu der traumhafte Ausblick, ja das ist Kykladenromantik pur. Gerne hätten wir auch unseren Hunger hier gestillt, leider nicht möglich. Das zurückliegende Restaurant offeriert griechische Küche, leider nicht der Hit im Vergleich zur Terrasse. Da wollen wir lieber weiter suchen.

Amorgos -Kolofana
Amorgos -Kolofana

Das Warten hat sich gelohnt, fast am äußersten Zipfel von Amorgos am Eingang des Bergdorfes Kolofana winkt uns die Wirtin einer winzigen Taverne heran. Eine wirklich gute Wahl. Unter wildem Wein sitzen wir als einzige Gäste auf der Terrasse und verständigen uns mit Gesten und Brocken von Englisch zu unseren Wünschen. Wo ein Wille ist, da ist ein Weg und unser Essen wird so wie wir es uns vorstellten. Die „kleinen“ Vorspeisen, für den Hunger eines Schwerstarbeiters waren einfach nur lecker. Zaziki, Souvlaki, gegrillter Octopus, Salat zusammen mit frischen selbst gemachten Pommesfrittes sowie Wein und Bier für vier Personen zum Preis von 30 Euro. Ja da freut sich das Schwabenherz, hier stimmte Preis und Leistung.

In diese Ecke der Insel verirrt sich kaum ein Touri, der Opa welcher mit seinem Enkel uns Gesellschaft leistete war sichtlich über die Abwechslung im Tagesablauf erfreut. Seinen Erzählungen konnten wir leider nicht folgen und nur erahnen was er uns vermitteln wollte. Nach diesem späten opulenten Mahl werden wir zum Abend kaum noch Appetit haben!

Zurück in Katapola gilt unsere Sorge zuerst dem Schiff, die Nachbarn sind zwar alle sehr hilfsbereit und schauen nicht nur nach ihrem Boot, trotzdem ist die eigene Überprüfung notwendig. Beruhigt können wir feststellen, dass alles in bester Ordnung ist. Nun im schönen Licht der Nachmittagssonne wollen wir die Inselhauptstadt Chora besichtigen.

Chora die Inselhauptstadt 

Die Chora ist für den Autoverkehr gesperrt, Esel sind die einzigen Transportmittel. Geparkt wird auf dem öffentlichen Parkplatz direkt am Ortseingangs.

Ein Gewirr von Würfelhäusern und enge schattige Gässchen empfangen uns. Integriert in das Ortsbild sind Dutzende von strahlend weißen Kirchlein und Kapellen. Fürs Auge ein Genuss ist das Wechselspiel von uralten Bruchsteinruinen und frisch gekalkten Kykladenhäuschen mit Türstöcken aus Marmor. Abseits der gewundenen Hauptgasse verlaufen schmale, holprige Treppenwege, dazwischen findet man kleine, intime Plätze und verschwiegene Winkel.

Der Tourismus hat auch hier Einzug gehalten, dennoch ist die Chora noch immer ein Tipp: nicht überlaufen, freundliche Einheimische und Plätze zum verweilen. Wir schlendern die lange gewundene Hauptgasse entlang und sind von der Vielzahl der Eindrücke fasziniert. Abstecher in die Seitengassen über holprige Stiegen, durch niedrige Übergänge runden das Bild ab.

Ein Abendspaziergang nach Rahidi und Einkehr in einer der dortigen Tavernen sind gelungener Abschluss des ersten Tages „an Bord“. Alle sind sich einig, der Tag war phantastisch, auch abseits der Yacht gibt es vieles zu entdecken und erkunden.

Wir hoffen trotzdem auf den Wettergott und ein abklingen der Starkwinde. Mit der neuen Crew bestehend aus zwei Frischlingen (Lada und Brigitte) an Bord einer Segelyacht wollen wir nichts übertreiben. Es soll Spaß machen und Geschmack auf weitere Törns wecken.

Meltemi klingt ab, endlich 

Das positivste des Tages war der Gang zum Wettergott, dem Hafenmeister. Der Meltemi lässt nach, am Vormittag werden zwar noch 7-8 Bft erwartet, aber zum Nachmittag deutliche Abschwächung. Für uns besteht endlich die Aussicht am nächsten Morgen unseren Törn fortzusetzen.

Unverständlich war aber die Nachfrage des Hafenmeisters ob wir uns bereits bei Ihm offiziell gemeldet hätten. Ich denke wir machten etwas unverständliche Gesichter, nach 4 Tagen eventuell auch verständlich! In dem Minihafen kennt jeder jeden, ja wir sollen mit den Schiffspapieren nochmals vorbeikommen. Uns war nicht ganz Wohl bei der Sache. Also Papiere holen und wieder die Treppen hinauf ins Büro des Hafenmeisters. Nach ca. 30 Minuten Schreibarbeit von bis zu zwei Beamten wurde uns dann die Rechnung ausgehändigt. 3,13 Euro Liegegebühr für 5 Tage, mit dem Hinweis wegen Meltemi habe er nur 3 Tage berechnet. Wer dies ließt wird uns zustimmen, da kommen wir doch gerne wieder. Speziell im Vergleich zu großen Marinas welche zwar einen unbestrittenen Komfort bieten, aber niemals das Flair eines solch beschaulichen Hafens.

In Vorbereitung auf das erstmalige Auslaufen steht am Vormittag die Sicherheitsunterweisung auf dem Programm. Zusätzlich werden die Frauen zu wichtigen Hilfestellungen beim Ein- und Auslaufen trainiert. Wo gehört der Fender hin und wie wird er befestigt. Wie befestige ich Festmacherleinen und wie werfe ich sie zum Land ohne das sie ins Wasser fallen. Wer ist die nächsten Tage für welche Aufgabe zuständig usw. Ich denke Gerhard und ich werden danach mit tatkräftiger Unterstützung unserer Frauen rechnen können. Zusätzlich konnten wir den Tag  nutzen die vielen kleinen Dinge auf einem Boot zu erklären, sicherlich am Anfang etwas viel, aber jeder hat so angefangen. Mal sehen ob wir aus denen nicht Seefrauen machen können!

Meltemi, d.h. Landausflug in Amorgos -Maltezi Beach
Amorgos -Maltezi Beach

Zu zweit starteten wir per Taxiboot, zu der auf der Nordseite gelegenen kleinen Badebucht, mit Sandstrand. Wir hatten die Zeit bewusst so gewählt, das wir die letzte Überfahrt nutzten. Die meisten Badegäste verschwanden dann mit unseren Boot Richtung Katapola und wir hatten den Strand fast für uns allein. Der Rückweg führte über die Kiesstrände nach Rahidi um dort beim Aperitif den Sonnenuntergang zu genießen.

Ein relaxter Tag bei viel Sonne neigte sich dem Ende und damit auch der letzte Abend auf Amorgos. Ich werde die Insel welche mir als Zwangspause vom Meltemi auferlegt wurde immer in positiver Erinnerung behalten. Es war nie langweilig, die Insel hat Unmengen wunderschöner Stellen, die Menschen waren immer sehr zuvorkommend und freundlich, ein Platz zu welchem ich gerne zurückkehre. Es gibt noch viel zu entdecken im äußersten Osten der Kykladen.

Von Katapola nach Levitha bei schwachem Meltemi 

Strecke 30,4 sm, Wind 5 bis 3 Bft N
Schon früh wollen wir  los, ein langer Schlag bis Levitha steht vor uns. Da wir in Levitha keine Versorgungsmöglichkeiten haben müssen wir noch auf den Bäcker warten. Der Laden hat zwar bereits wie am Vortag eruiert ab 6:00 geöffnet, dass das Brot kommt aber erst um 8:00. Wir sind halt in südlichen Gefilden, Laden geöffnet, aber keine Ware. Was soll’s, die Uhren laufen langsamer und wir genießen es. So ist Zeit, zum gemütlichen Frühstück und um Brigitte zu beruhigen. Brigitte hat eine unruhige Nacht hinter sich, der Wind und Schwell war in der Nacht noch heftig und die Angst vor hoher Welle und kräftigem Wind sitzt ihr im Nacken. Schlechte Träume, über Katastrophen aller Art, Monsterwellen, Schiffsuntergänge, Meeresungeheuer usw. taten ihr übriges.

Durch das verspätete Auslaufen bekamen wir die neuesten Hafen News auch noch mit. Unser Schweizer Pechvogel war wieder Ziel einer Attacke. In den frühen Abendstunden, war noch ein Einhandsegler in die Bucht eingelaufen. Er hatte wohl Probleme mit dem Schiff und während er bei der Schadensbehebung unter Bord war, kollidierte sein Schiff mit den Schweizern. Endergebnis war ein mittlerer Schaden und Unmengen von Papierkrieg. Wie hatte der Schweizer schon gesagt: Nie wieder dieser Hafen, ich denke bei seinem Pech sollte er sich daran halten.

Endlich um 8:15 können wir ablegen, alles klappt super, und wir können zu neuen Taten schreiten. Um ein aufwendiges kreuzen gegen den Wind zu vermeiden und damit die Tagesstrecke nicht unnötig zu vergrößern, fahren wir die ersten 5 sm bis zum Kap unter Motor. Für eingefleischte Segler sicherlich ein Affront.  Da aber zwei der neuen Crewmitglieder noch nie gesegelt sind wollte ich den ersten Tag nicht zu lang gestalten.

Für Lada war die Entscheidung leider schlecht. Hohe Wellen lassen unser Schiff doch erheblich schwanken, Seekrankheit bereits nach kürzester Zeit war das Ergebnis. Die ersten zwei Vomex A hatten den Magen kaum gesehen, da waren die Fische bereits dankbare Abnehmer. Nochmals eine Vomex A sorgt dann aber für Verbesserung. Es brauchte aber bis zum Anlegen in Levitha um Lada wieder ins Leben zurück zu holen. Die Nachwirkungen, totale Schläfrigkeit wirkte noch bis in den späten Abend.

Es ist soweit, um 10:00 können wir das Großsegel und kurz danach auch das Vorsegel setzen und das Schiff liegt bei 4 Bft sofort viel ruhiger im Wasser. Auf Halbwindkurs frischt der Wind zunächst noch auf und wir reffen das Vorsegel auf ¾. Später können wir aber unter voller Segelfläche den Tag richtig genießen. Segelmanöver mit der reduzierten Crew werden geübt, genau der richtige Wind für ein solches Training. Wie vorhergesagt nimmt die Welle im laufe des Tages immer mehr ab und zuletzt sind es nur noch 0,5m. Im Vergleich zur Welle am Morgen im Ausgang der Bucht von Katapola haben wir nun glatte See, die besten Bedingungen für unsere Neulinge.

Levitha -zur Taverne
Levitha -zur Taverne

Bereits um 14:45 legen wir in Levitha  an der Festmacherboje an. Das hätte ich nicht gedacht, dass ich so schnell wieder hier bin. Oft hatten wir Törnberichte gelesen wo Segler in Häfen fest hingen, jetzt hatte es uns erwischt und unseren gesamten schönen Plan über den Haufen geworfen.

Da wir den kritischen Bereich um Amorgos nun verlassen haben, müssen wir im Bereich der Dodekanes nicht mehr mit so starken Meltemi rechnen. Dort sind bei den vorherrschenden Winden aus NW 1 bis 3 Bft weniger anzutreffen.

Zum Abend in der schon bekannten Taverne überraschte uns der Wirt wieder mit Köstlichkeiten. Die mir schon bekannten Zucchini Bools (eingelegte Zucchini) ergänzt mit einem Zucchini Kuchen, Rosemarienkartoffeln und reichlich frischem gegrillten Fisch spülten wir mit dem spritzigen Weißwein herunter. Der Fisch für 30€/kg war für griechische Verhältnisse preiswert. Da der ganze Spaß inkl. Wasser und 3 Flaschen Wein nur 65 Euro kostete wurde unsere Bordkasse nicht groß geschmälert.

Gerhard unser Dingikapitän, paddelte unsere weinbeseelte Crew sicher zurück zur Carinya, wo wir in Ruhe den einmaligen Sternenhimmel, an diesem einsamen Flecken Erde, fernab von allen Massen bewundern konnten. Ohne Streulicht einer in der nähe gelegenen Großstadt und deren Dunstglocke sehen wir Sterne wie noch nie zuvor.

Von Levitha nach Leros –Ormos Panteli 

Strecke: 29,7 sm, Wind: 1 bis 3 Bft N
Nach ruhiger Nacht legen wir um 9:00 ab um in der westlichen Bucht von Levitha die Bedienung des  Ankers zu üben. Wichtig sind die Kettenmarkierungen für unterschiedliche Kettenlänge und die Markierung für das Kettenende. Desweiteren die Bedienung der Ankerwinsch und Handhabung der Kette im Ankerkasten. Beim einholen der Kette bildet sich immer ein Turm im Kettenkasten. Wird der Turm zu hoch, dann wird die Kette aus der Führung der Winsch gedrückt und die gesamte Kette saust in einem Rutsch herunter. Beste Abhilfe ist: Einen Fuß auf das Laufrad der Kette und immer ein Auge in den Kasten. Ist der Turm zu hoch hilft der Besenstiel um die Kette im Kasten zu verteilen. Nachdem Lada und Brigitte mit der Kette vertraut sind, übt Gerhard noch einige Manöver unter Motor, alles Übungen um im nächsten Hafen sicher anzulegen.

Nach einer guten Stunde ist genug geübt und wir können auslaufen und Segel setzten. Mit gemütlichen 2-3 Bft segeln wir bei Halbem Wind Richtung Leros. Alle können an diesem Tag das Steuern unter Segel und Motor üben.  Da der Wind im laufe des Tages immer mehr einschläft und wir unsere Tagesetappe bei Tageslicht schaffen wollen werden um 13:45 die Segel eingeholt und der Motor gestartet. Dies tut auch unserer Batterie gut, eine Stunde Motorbetrieb pro Tag sichert uns  eine volle Batterie.

15:15 Ankunft in der nördlichen Bucht von Leros –Ormos Xerokampos, dort machen wir an einer Boje, welche von der dortigen Taverne -To Kima- zur Verfügung gestellt wird, neben einem alten umgebauten Nordseekutter, fest. Die Bucht ist landschaftlich keine besonders reizvolle Bucht, bietet aber guten Schutz bei nördlichen Winden und Seegang.

Ormos Panteli

Nach gemütlicher Pause bei Salat, Wein und Brot sowie einem erfrischenden Bad geht es um 16:55 weiter zu unseren Tagesziel Panteli, welches wir um 18:30 erreichen.

Leros -Ormos Panteli
Leros -Ormos Panteli

Der kleine Hafen Panteli hat nur 2-3 Liegeplätze für Yachten und ist bereits überfüllt. Der überwiegende Teil des Kais wird von den Fischern beansprucht. Selbst in der Hafenbucht sind alle Ankerplätze belegt. In der angrenzenden Bucht findet sich jedoch noch Platz. Nach dem zweiten Ankerversuch  sitzt das Eisen sicher und fest und  Brigitte serviert das obligatorische Ankerwasser Ouzo mit Wasser.

Der Versuch den Positionsalarm an unserem Hand GPS, als Ankeralarm zu nutzen, stellt sich als nicht brauchbar heraus. Es ist ein Annäherungsalarm. Wir werden zu Hause wohl nochmals die Beschreibung im Detail studieren, für die kommende Nacht aber ohne auskommen.

Mit dem Dingi geht es später in den kleinen Ort.  Gerhard testet dabei die Leistungsfähigkeit des kleinen Außenborders, nasse Gesichter protestieren aber sofort. Unter dem herrlichen Panorama der Windmühlen liegt der Ort ganz eng an die Bucht geschmiegt, die Häuser kleben an den steil abfallenden Uferfelsen. Ein Steg vor der Taverne Zorbas lockt uns direkt in dieses romantisch am Ufer gelegene Restaurant. Bei einem fantastischen Blick auf den Sonnenuntergang und bei griechischem Wein genießen wir die reichhaltige Auswahl an Spezialitäten.

Der Ort selber ist blitzschnell erkundet, für den bestimmt reizvollen Aufstieg zu den sechs Windmühlen sind alle zu faul. Der Ausblick muss aber fantastisch sein! Am Abend sind die Mühlen beleuchtet und locken deshalb auch viele Touris von der Insel zu diesem romantischen Platz.

Die Versorgung in dem winzigen Ort ist auf einen sehr kleinen Lebensmittelladen beschränkt; Frischware ist fast keine im Angebot, Brot gibt es morgens um 08:00.

Von Leros Ormos Panteli nach Kalymnos Ormos Vathy 

Strecke: 25,1 sm, Wind 2 bis 4 Bft N

Nach und nach kriechen alle nach einer ruhigen geruhsamen Nacht aus den Kojen. Brigitte und Lada machen sich ans Frühstück und wir Männer übernehmen den Einkauf. Mit dem Dingi brausen wir über die Bucht zum Supermarkt; es ist kurz nach 8 und er hat soeben geöffnet. In der Ecke – wir wollen es kaum glauben – steht ein Sack mit frischem Brot. Zurück überrascht uns Lada dann mit einer Pfanne Rührei Spezial. Speck, Paprika, Tomaten, Zwiebeln usw. geben dem ganzen eine pikante Note. Da bleibt nur die Frage wie können wir das noch steigern!

Mit gefüllten Bäuchen starten wir um 10:15 den Diesel, um uns von diesem schönen Platz unter der Kulisse der Windmühlen zu verabschieden. Die SMS Wettervorhersage von 3 Bft bei einer Welle von 0,5m läst uns einen gemütlichen Segeltag erhoffen. Neugierig steuern wir nach 45 Minuten die nördlicher gelegene Bucht Ormos Alinda auf Leros an. Von der  geplanten Marina sind keine Spuren zu finden, die Liegeplätze sind ungeschützt und die Umgebung lädt nicht zum verweilen ein. Der Steg wird von einem Tragflügelboot belegt und kann ev. auch von Yachten genutzt werden! Wir lassen das markante Wahrzeichen eine von den Wellen umspülte Windmühle an der östlichen Hafeneinfahrt hinter uns und nehmen Kurs auf Kalymnos.

Pünktlich mit dem kleinen Hunger erreichen wir um 14:30 die Bucht Ormos Palaia auf Kalymnos. Diese weit nach Nordosten einschneidende schöne Bucht, teilen wir uns mit einer anderen Yacht. Im Hinterland hört man Ziegenglocken und ein kleiner Steg mit dahindümpelnden Fischerbooten zeugt von Leben. Unsere Überraschung ist groß, als nach kurzer Zeit ein Fischer unser Boot ansteuert und in bestem Deutsch seine nur 5 min entfernt liegende Taverne anpreist. Nikolaus hat auch sofort ein Informationsblatt parat und lockt mit einem Fest in seiner Taverne. Wir müssen ihn leider enttäuschen da wir noch weiterwollen. Beim Nachbarn hat der geschäftstüchtige Bursche mehr Glück. Er hilft dann auch sofort beim ausbringen der Landleinen, welche beim Übernachten empfohlen werden.

Kalymnos -Ormos Palaio
Kalymnos -Ormos Palaio

Ein griechischer Salat im Teamwork zwischen Brigitte und mir hergestellt, zusammen mit einem kühlen Rosewein und den Resten unseres Brotes schaffen schnell zufriedene Gemüter. Baden in dem kristallklaren Wasser macht richtig Freude. Ein Blick in die Unterwasserwelt zeigt, hier waren schon einige vor uns und haben den Zivilisationsmüll in Form von Dosen und Flaschen unschön entsorgt. Der vom Meerwasser gebleichte Ziegenkopf als Trophäe meines Schnorchelausflugs war uns dann doch lieber. Leider denken viele nicht daran, dass nach ihnen, andere diese schönen Stellen genießen wollen.

Ein drittes Schiff reißt uns aus der Mittagsruhe. Eine prächtige Motoryacht, als Hintergrund für unsere Fotos bestens geeignet, aber deutlich zu groß für diese Bucht drehte eine Ehrenrunde.

Der Blick zur Uhr weist uns darauf hin, die Zeit verfliegt, schon sind zwei Stunden verstrichen, es wird Zeit wir müssen weiter.

Kalymnos Ormos Vathy
Kalymnos Ormos Vathy

Die schon bekannte Bucht Ormos Vathy erreichen wir 18:30. Die besten Plätze sind schon vergeben, wir müssen einen Platz im Knie des Stegs ansteuern. Basierend auf der Erfahrung unseres letzten Besuches wird die Crew eingewiesen. Gerhard am Steuer, Lada am Anker und Brigitte als Fenderaffe. Die Ansteuerung funktioniert bestens aber Achtung direkt vor dem Steg liegen Felsbrocken, wir müssen ausreichend Abstand halten. Mit großem Abstand zum Steg belegen wir die Festmacher und bringen zusätzlich eine Bugleine zum Nachbarn aus. Da der Anker nicht fest eingefahren wurde und der Wind von Backbord kommt schnappe ich mir Schnorchel und Brille zur Überprüfung. Die Überraschung war groß, die Kette hatte sich um einen Felsbrocken gelegt und uns deshalb festen Sitz suggeriert. Mehrmaliges nachspannen des Ankers über die Winsch führt letztendlich zum Erfolg, der Anker grub sich ein.

Die Tochter unseres Nachbarn fand unser Schiff interessanter wie das von Papa und sorgte für Unterhaltung. Schnell war der Informationshunger unserer Frauen gestillt. Da die Crew ihr Eignerschiff in Kos liegen hat, kannten sie die Gewässer bestens, natürlich auch die Häfen und Buchten. Erfahrungen wurden ausgetauscht, auch die Frage nach der besten Taverne in dieser Bucht.  Unser Favorit „The Harbors Taverna“ war auch ihre Empfehlung, na da liegen wir wohl richtig.

Während der Gemüsehändler noch direkt vom Lieferwagen seine letzten Geschäfte tätigt, läuft in der Abendsonne noch eine Gulet ein. Ein aus Holz gefertigter, dickbauchiger zweimastiger Segler. Platz ist eigentlich keiner vorhanden! Der Skipper ein absoluter Profi schafft es aber sein Schiff an unserer Steuerbordseite hineinzudrücken. Die Angst um ihre Schiffe bei den benachbarten Booten war unberechtigt, zu zweit manövrierten sie das große Schiff in die sich auftuende Lücke. Alle Zuschauer waren beeindruckt, nur die Damenmannschaft auf dem Gulet fand es wohl langweilig, da war der Schatten auf dem Sonnendeck wohl schon zu weit vorgeschritten.

Das Essen in der viel gelobten Taverne schmeckte auch diesmal vorzüglich, leider hatten Gerhard und die Frauen wohl einen schlechten Octopus erwischt, Montezumas Rache holte sie ein, diese Erfahrung war uns neu. Fraglich ist ob die Drei meiner Empfehlung  nochmals folgen würden.

Der Platz Ormos Vathy war aber auch bei dieser Crew ein Highlight der Reise. Die Bilder dieses Fjordes werden immer aus unserem Langzeitspeicher abrufbar sein.

Von Kalymnos Ormos Vathy zur  Kos Marina 

Strecke: 17,2 sm, Wind: 3 bis 4 N
Unser letzter Segeltag ist angebrochen, schon wieder  neigt sich ein Törn dem Ende zu. Laut SMS Wetterinfo sind 4 Bft bei 1 m Welle vorhergesagt, zum Abschied traumhafte Bedingungen.

Wegen einem Problem sind wir aber auch Froh, bald den Heimathafen anzulaufen. Bereits vor zwei Tagen leuchtete auf unserem Paneel eine Diode unter dem Hinweis Fäkalientank Hecktoilette! Zuerst etwas unverständlich, laut Einweisung bei der Übernahme gibt es keinen Fäkalientank! Für uns auch klar, dies ist unüblich auf griechischen Schiffen. Informationen jeglicher Art waren auf der Yacht nicht zu finden, Skipper gleicher Yachten hatten die Einrichtung nicht. Also geht’s ans praktische. Auf offener See wird die Pumpe zwecks Entleerung angeschmissen, Pech die Lampe leuchtet weiter. Haben wir etwas falsch gemacht? Über das Rohrsystem finden wir die Pumpe, sie brummt zwar, es tut sich jedoch nichts. Da ist guter Rat teuer, Rohrreinigung und zerlegen des Ganzen ist nicht in unserem Sinn, also besser die Nutzung auf die Toilette im Bugbereich einschränken.

In der letzten Nacht war wohl bedingt durch die Durchfallerkrankung ein Malheur passiert. Toilette benutzt, Handpumpe betätigt, überlauf und Austritt an der Backbordseite. Bis dahin noch kein Problem, mal abgesehen von der Geruchsbelästigung des Nachbarn. Aber prompt hatten wir exakt an der Austrittsöffnung einen Fender angebracht. Die bräunliche Färbung welche wir erst beim Auslaufen bemerkten, sah nicht appetitlich aus. Was soll’s, das Meer kann ihn ja reinigen? Fender ins Schlepptau genommen und im Heckstrudel startet die Waschmaschine.

Bis zu dieser Stelle alles bestens, erst zwei Stunden nach dem Auslaufen um 11:30 revanchiert sich der Fender. Wir steuern eine Badebucht auf Pserimos (36º56,1’N 027º098,2’E) an. Anker ab, Rückwärtsfahrt um den Anker einzugraben, ein Aufschrei Stopp. Schon zu spät die Leine des Fenders wurde von der Schraube erfasst und um die Welle gewickelt.

Wir hatten Glück, die Maschine wurde rechtzeitig gestoppt und die Leine war nur 3-4 mal um die Welle gewickelt. Mit Maske, Schnorchel und Bootshaken bewaffnet können wir die Leine lösen, das hätte schlimmere Folgen haben können.

Drei Stunden Ruhe und Sonnenbaden unter dem wolkenlosen Himmel der Ägäis lassen uns schon jetzt von zukünftigen Törns träumen. Für den kleinen Hunger werden alle Reste der Kombüse zu einem bunten gemischten Salat zusammengesucht, danach ein letztes Bad und Anker lichten.

Gemütlich fahren wir zur Stadtbesichtigung am alten Hafen von Kos vorbei, immer darauf bedacht den großen Fähren und Luxuslinern nicht in die Quere zu kommen. Letzte Aktion ist dann das Füllen des Tanks an der Außenseite der Marina. Der Verbrauch war gering und belastet unser Budget nur mit 57 Euro. Nun heißt es nur noch den Hafenmeister herbeirufen und unter seiner Führung eine freie Box ansteuern. Um 17:15 legen wir mit dem beruhigenden Gefühl an; alle Gesund und Munter zurück,  und keine Schäden am Boot. Das letzte Ankerwasser können wir deshalb auch besonders genießen und Zeus für seine Unterstützung danken.

Nachdem wir unter Unterstützung der Marina die Flüge gecheckt, Taxi bestellt und die Bootsübergabe für den nächsten Morgen vereinbart hatten,  konnte in aller Ruhe der letzte Landgang in Angriff genommen werden.
Kos mit seinem Massentourismus war nach zwei Wochen Idylle ein Kulturschock. Eine Stunde umringt von Massen, auf der Suche nach dem typischen Mitbringsel was keiner braucht, reichte. Schnell ging’s in eine abseits gelegene Taverne wo wir für viel Geld, bei mittelmäßiger Qualität von den einsamen kleinen Tavernen unserer Inseln träumen konnten.

Heimreise 

Die Bootsübergabe am nächsten Morgen  verlief schnell und ohne jedes Problem, das Taxi war pünktlich und auch der Rückflug verlief wie geplant, wäre doch nur die Anreise so problemlos verlaufen!

Schlusswort 

Viel haben wir erlebt, gelernt, Eindrücke gesammelt, Freunde gewonnen, aber nichts war wie geplant. Aus einem geplanten Rundtörn wurde ein Törn Kos – Amorgos – Kos mit wenig Segeltagen und fünf  Liegetagen in Amorgos.
Trotzdem ist die Vielfalt der Eindrücke und die Erinnerungen an diesen Törn deutlich größer wie an andere mit nur tollen Segeltagen.

Mein Resümee: JEDERZEIT WIEDER.

Die nicht besuchten Inseln sind ein Grund mehr den ursprünglich geplanten Törn erneut zu planen, ich würde aus der gemachten Erfahrung jedoch die Zeit Ende Mai bis Anfang Juni bevorzugen.

Einen Aufenthalt auf Amorgos kann ich nur jedem empfehlen.

Meltemi-Crew 2: Klaus, Brigitte, Lada, Gerhard
Crew: Klaus, Brigitte, Lada, Gerhard

Törnübersicht: Meltemi -Törn mit Hindernissen zwischen Kos und Amorgos vom 28.6 bis  12.7.06 

Tag Von / Nach GEO Strecke Wind [Bft]
1 Anreise  Kos Marina
Revierfahrt Kos
36º53,6’N 027º18,1’E 6 sm 4 bis 5 NW
2 Kalymnos -Ormos Vathy 36º58,4’N 027º01,7’E 23,2 sm 5 bis 6 NW
3 Levitha 37º00,0’N 026º28,0’E 36 sm 4 bis 7 N-NW
4 Amorgos Ormos Aegiali 36º54,1’N 025º58,5’E 32,8 sm 4 bis 5 N-NW
5 Amorgos Katapola 36º49,6’N 025º51,8’E 10,6 sm 2 bis 3 NW-N
6-10 Amorgos Katapola Meltemi -Sturmpause im Hafen Katapola 6 bis 9 N-NW
11 Levitha 37º00,1’N 026º28,1’E 30,4 sm 5 bis 3 N
12 Leros Ormos Panteli 37º08,7’N 026º51,7’E 29,7 sm 1 bis 3 N
13 Kalymnos –Ormos Vathy 36º58,4’N 027º01,7’E 25,1 sm 2 bis 4 N
14 Kos Marina 36º53,5’N 027º18,1’E 17,2 sm 3 bis 4 N
15 Abreise Gesamtstrecke über Grund 211 sm
Skipper: Klaus
Crew 1: Eberhard, Hans, Rolf
Crew 2: Gerhard, Brigitte, Lada
Yacht: Bavaria 44,  Name: Carinya
Charter: Maestros Yachting, Nomicos Yachts
 

2 Kommentare zu „Meltemi -Törn mit Hindernissen zwischen Kos und Amorgos“

  1. Da habe ich doch den Link, zu dem kompletten Bericht vergessen!
    Jetzt steht er zur Verfügung, viel Spaß.
    Anmerkung, bin gerade aus den südlichen Kykladen zurück, 10 Tage bei 5 bis 7 BFT, einfach Top.
    In der gleichen Zeit war um Amorgos 8 Bft und mehr. Deshalb auch mein Hinweis zu den Wetterlinks (ich nutze meist poseidon)

  2. Reinhart Knoch, Allgäu

    Hallo Klaus,
    ich würde gerne Deinen Törnbericht „Meltemitörn“ lesen, der Bericht endet aber mit der Tabelle über die tatsächlich gefahrenen Anlegerplätze und den Distanzen, gibt es keinen beschreibenden Text dazu mehr ?
    Gruss Reinhart
    3. Mal Kykladen heuer

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