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Fjord von Kalymnos -Ormos Palaio

Kalymnos Palaio –Ziegenglocken, sonst Stille

Kalymnos -Ormos Palaio
Kalymnos -Ormos Palaio

Kalymnos Palaio ist ein Logbucheintrag des  „Törn im Dodekanes zwischen Samos und Rhodos„. Mehr Informationen zu dem  Törn gibt es  dort.

Die Nachtruhe hatten wir vermasselt. Unsere Kranleine für das Dingi fungierte als Saite und der Mast als Klangkörper. Immer wieder wurde die Saite gezupft!
Starker Kaffee, ein ausgiebiges Frühstück und duftendes frisches Brot, sollte uns auf Trab bringen, soweit die Idee! Frisches Brot bedeutet jedoch Dingifahrt und Fußmarsch zum Bäcker oben am Hang. Es dauert aber bis unser Einkaufsteam zurück war, dafür schmeckt das frische Brot zusammen mit Spiegelei und Speck köstlich.

So gestärkt geht es bei anfänglich 3 Bft Richtung Kalymnos. Der Meltemi lässt aber nicht lange auf sich warten und erreicht schnell wieder 5Bft. Als Zwischenstopp wollen wir heute der Bucht Xerokampos an der Südspitze von Leros einen Besuch abstatten. Die damit verbundenen unterschiedlichen Kurse sind optimal um Segelmanöver zu üben. Unsere Sun Odyssey 39i konnte zeigen was in ihr steckt. 5Bft, klar da fahren wir mit voller Besegelung. Schnell mussten wir aber feststellen, dass bei 20 Knoten, hart am Wind die Luvgierigkeit zur stark ist. Nachdem wir zweimal einen Sonnenschuss produzierten, war klar, da muss der Druck raus und ein Reff rein.

Xerokampos an der Südküste von Leros gelegen, bietet sehr guten Schutz bei nördlichen Winden und Seegang. Entweder ankert man frei oder nimmt eine der 14 ausgelegten Moorings auf, die vor den drei Tavernen verankert sind. Die Tavernen und die Villen an den Hängen um die Bucht sind ausgesprochen ansprechend. Hier werden wir sicherlich demnächst eine Nacht verbringen.

Die Bucht Ormos Palaio, an der Ostküste von Kalymnos, ist unser heutiges Tagesziel. Die Bucht schneidet, wie ein Fjord, ca. 1 sm in nördliche Richtung in die Berge von Kalymnos hinein. In Hafenhandbüchern wird dieser Platz als kritisch beschrieben. Wer aber eine der Moorings der neu eröffneten Taverne aufnimmt oder sich mit Landleine sichert, findet hier ein idyllisches Plätzchen.
In der immer enger werdenden Bucht konnten wir das Aufkreuzen gegen 5Bft super trainieren. Nur mit dem Anlegen an der Mooring Tonne hatte Achim so seine Probleme. Mit dem Bootshaken war schnell die Leine aufgenommen, eine kleine Böe und oh Schreck, der Bootshaken ist weg. Der fragende unschuldige Blick und schon kommt das Kommando, spring sonst ist er weg. Die Schadenfreude der Crew war ihm sicher. Der zweite Versuch war dann schon besser.

Da wir bereits um 14:00 Uhr die Yacht gesichert hatten blieb nun reichlich Zeit für die unterschiedlichsten Unternehmungen. Während an Bord ein Salat mit Thunfisch zubereitet wurde, nutzt der Rest die Zeit für ein erstes Bad. Wie immer prüfe ich dabei wie der Ankergrund beschaffen bzw. wie unsere Festmachertonne gestaltet ist. Da war ich doch recht überrascht, ein ausgedienter Betonmischer inklusive letzter Füllung hatte seine letzte Verwendung als Mooring gefunden. Eine verständliche Lösung, die Taverne war fertig, Mischer defekt, entsorgt und sinnvoll verwendet.

Während Zwei für das leibliche Wohl sorgten, machten Eberhard und Achim das Dingi für den Landgang fertig. Hungrig machten sich dann alle über den frischen griechischen Salat her. Ein Gläschen Rose in der Hand, den Salatteller auf dem Schoß und den Blick zwischen Bergen und blauem Meer, aber oh Schreck, da stimmt doch was nicht!
Da vorne treibt ein Dingi; wo kommt das nur her. Na klar, es gibt ja so viele Dingis in der Bucht. Der Täter war schnell ermittelt, schon wieder Achim, also Kommando zum zweiten –Spring und Schwimm und komme nur nicht ohne zurück. Da musste er all seine Schwimmküste aufbieten, um das schnell abtreibende Dingi einzuholen. Erschöpft und mit letzter Kraft konnte er erfolgreich das Dingi entern. Gut, das der Außenborder schon montiert war, so war der Weg zurück unter dem Gejohle der Mannschaft kraft schonend. Auf den Mann müssen wir wohl achten und ihm einen Crash Kurs in Knoten und Leinenkunde verpassen.

Frisch und gestärkt zogen Eberhard und Achim mit dem geretteten Dingi los die Umgebung zu erkunden. Die Taverne 20 m vom Ufer entfernt bremste den Tatendrang bereits abrupt. Mythos das Bier der Griechen und die freundliche Wirtin Norma und schon war die Erkundung abgeschlossen. Die Reservierung für den Abend auf der traumhaft gelegenen Terrasse wurde zumindest nicht vergessen.
Nach der anstrengenden Tour musste Ebbe zwecks Kissenpflege zurück an Bord und Achim startete allein zur Inselerkundung.
Eine Stunde später, von Achim keine Spur, wo ist er wohl geblieben, hat ihn Kerberos der Hund des Hades geholt? Schnell wurde ein Search and Rescue (SAR) Team bestehend aus Jürgen und Klaus zusammengestellt. Energisch schmeißt Jürgen den Außenborder an und steuert mit Vollgas Richtung Ufer. Nur gut, dass das Dingi gut gepolstert ist. Da besteht bis zum Patent als Dingi Kapitän noch Übungsbedarf!

Von einem früheren Besuch wusste ich, im Hinterland gibt es auch eine Taverne. Was liegt bei unserer Mannschaft näher, als in diese Richtung die Suche zu starten. Vorbei an einem eingezäunten Bauerngehöft mit Kapelle folgen wir dem Tal. Die hohen Berghänge zu beiden Seiten betören uns mit stark duftender Macchia.

Kalymnos -Ormos Palaio, Taverne Ilias
Kalymnos -Ormos Palaio, Taverne Ilias

Zwischen Ziegen und Olivenbäumen taucht nach ca. 400 Meter die gesuchte Taverne auf. Mein Verdacht fand sich bestätigt, da sitzt der Übeltäter mit dem Wirt Nikolas und einem italienischen Ehepaar auf der Terrasse bei Wein und Mezze. Schafskäse, Oliven und Tomaten mit Brot, klar da findet keiner den Weg zurück. Nikolas der Wirt ist ein echtes Original. Als Schwammtaucher war er früher an allen Ecken des Mittelmeers tätig und spricht etliche Sprachen, unter anderem auch deutsch. Als er nun auch noch seine Klampfe hervorholt können auch wir ihm und seinem Wein nicht widerstehen, Eberhard unser letzter Mann an Board muss wohl auch das SAR Team abschreiben!

Schweren Herzens verabschieden wir uns von Nikolaus und seiner Taverne um unseren einsamen Kameraden an Bord abzugreifen. Zwei Tavernen mit Flair, da fällt es schwer sich zu entscheiden. Die Taverne Ilias, direkt am Ufer gelegen, stellt sich als gute Wahl heraus. Ganz neu eröffnet strengte sich die ganze Familie an uns mit Köstlichkeiten zu verwöhnen. Frischer Fisch, Wein, Stille und ein grandioser Sternenhimmel die Götter sind uns gut gesonnen. Als Achim uns später erzählt, dass oberhalb von Nikolas eine frisch geteerte Straße den Berg hinauf führt, taucht natürlich die Frage auf, bleibt es so oder wer hat hier EU Mittel falsch verstanden investiert!

Weitere Berichte rund um diesen Törn gibts es unter dem Stichwort Törn 2011

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